Wittichen - Quellen und Bergbaugeschichte

Inhalt

1. Quellen und Bergbaugeschichte
2. Mineralogie
3. Gangzüge, Bergwerke und Stollen - Gesamtübersicht mit Verlinkungen
4. Die Gruben mit Einzelbestandlisten
5. Gesamtliste des Mineralienbestands im Revier Wittichen

Quellen

1. Mineralienatlas – Artikel Wittichen
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Deutschland/Baden-W%C3%BCrttemberg/Freiburg%2C%20Bezirk/Rottweil%2C%20Landkreis/Wittichen

2. Wikipedia - Artikel Wittichen
https://de.wikipedia.org/wiki/Wittichen

3, MARKL, Gregor – Schwarzwald Band 3, Mittlerer Schwarzwald Teil 2; S. 84 ff

Bergbaugeschichte

Die Bergbaugeschichte beginnt in Wittichen bereits im Mittelalter. Älteste Hinweise auf Bergbau stammen vom Ende des 13. Jahrhunderts. Früherer Bergbau kann nicht belegt werden, ist aber wahrscheinlich.

Im Jahr 1324 wurde das Terzianerinnenkloster Wittichen durch Luitgard gegründet [siehe Photo], an dem keiner vorbeikommt, der die Halden der Sophia oder des Schmiedestollens besuchen möchte. Dass das Kloster an der Stelle entstehen konnte, deutet darauf hin, dass das Gelände durch den Bergbau schon ziemlich entwaldet war, aber Bergbau zu dieser Zeit ruhte.

Die älteste erhaltene Urkunde, die einen Nachweis über die Eröffnung von Gruben bietet, stammt aus dem Jahr 1517 und sicherte den Bergarbeitern das Privileg, Lebensmittel zollfrei einzuführen und von Abgaben befreit zu sein.

Bis zum Dreißigjährigen Krieg gab es mit Unterbrechungen immer wieder Silberbergbau. Erst 1700 entdeckte ein Tiroler Bergmann auf den alten Halden die bis dahin weggeworfenen Kobalterze. Damit wurde der letzte Boom eingeleitet, der von 1700 bis in die Mitte des 19. Jhdts. andauerte.

Fürst Anton Egon von Fürstenberg sorgte dafür, dass der Betrieb in den Gruben wieder aufgenommen wurde. Fachleute aus Sachsen wurden zur Untersuchung der Erzvorkommen berufen. Nach deren positivem Urteil wurde wieder mit dem Abbau begonnen, wobei man sich auf die Kobaltvorkommen konzentrierte. Anton Fischer und seine Mitgewerken aus Nürnberg sicherten sich das Monopol für den Kobaltabbau und errichteten für 6000 Gulden ein Blaufarbenwerk bei Wittichen.

Zunächst bemühte man sich dort allerdings erfolglos um die Herstellung von Kobaltfarben. Daraufhin wurde der Meister Sigwarth, der in den Gengenbacher Glashütten arbeitete, als Industriespion nach Sachsen geschickt. Mit den dort ausgespähten Fabrikationsmethoden konnte man nun auch in Wittichen erfolgreich Farben herstellen. Das Farbenwerk und der Kobaltabbau sorgten für Zuzug von Fachkräften, vor allem aus Sachsen. Zu deren Unterbringung wurde das Zechenhaus gebaut.

Nach wie vor aber herrschten verschiedene Missstände in den Gruben. Das Abbaumonopol wurde der bisherigen Gewerkschaft daher wieder entzogen. Als Konkurrenzunternehmen entstand die Grube Daniel im Gallenbach, die südlich von Wittichen von Straßburger Bürgern betrieben wurde.

1708 tadelte ein Visitator die nachlässige Arbeit in Wittichen. Das Farbenwerk warf 1709 1153 Gulden Gewinn ab, 1710 4821. Danach gingen die Gewinne wieder zurück. Auch die Gründung der Gewerkschaft Joseph konnte den Zusammenbruch nicht verhindern.

In der Folgezeit übernahm Mose Doertenbach und seine Verwandten aus Calw nach und nach die Gruben und das Farbwerk. Ab 1721 hatte Mose Doertenbach die Leitung inne. Dank der Kontakte der Calwer Compagnie konnte er den Vertrieb der Kobaltfarben in zahlreiche europäische Länder fördern; viele Gruben wurden wieder in Betrieb genommen und neue Stollen gegraben.

Als wirklich ergiebig erwies sich allerdings nur die St.-Josephs-Zeche; Anteile der anderen verlustreichen Gruben wurden so lange an Gutgläubige verkauft, bis der Ruf des Bergbaus im Kinzigtal nahezu ruiniert war. Dagegen war die Farbenverkaufsgesellschaft mit Lagern in London, Venedig und Mailand und Geschäftskontakten etwa nach Holland international erfolgreich.

Kleiner Exkurs: Vielleicht beruht der intensive touristische Besuch von Niederländern im Schwarzwald auch darauf – außer der Tatsache, dass Berge schöner als Deiche sind und Hollands Küstenstädte auf aus dem Schwarzwald geflößten Tannen stehen* sowie holländische Schiffe aus ihnen gebaut wurden – dass Kobalterze aus Wittichen für das „Delfter Blau“ der niederländischen Kacheln und Porzellanfarben zur wichtigen Ressource wurden. (*Auch das Märchen vom „Kalten Herz“ erzählt von diesen engen Bindungen.)

1729 stieß man auf einen ertragreichen Silberanbruch und ließ aus diesem Anlass einen Ausbeutetaler prägen. 1732 erneuerte Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg das Privileg für Doertenbachs Gewerkschaft und lobte dabei deren Aktivitäten.

1736 stieß man im Sophiagang wiederum auf ertragreiche Silber- und Kobaltvorkommen. Die Sophiagrube wurde zur bedeutendsten und ertragreichsten Grube im Kinzigtal.

Doch bald nach Mose Doertenbachs Tod im Jahr 1737 nahm das Interesse am Bergbau in Wittichen ab. St. Wenzel im Zinken Frohnbach in Oberwolfach war nun erfolgreicher als die Gruben in Wittichen.

Da die Kobaltvorkommen in Wittichen den Bedarf des Blaufarbenwerks nicht mehr decken konnte, importierte man ab 1740 Kobalt aus Spanien. 1742 drückten die holländischen Handelspartner die Preise, indem sie auf die vorteilhafteren Angebote der kursächsischen Konkurrenz hinwiesen.

Eine Farbmühle in Nordrach konkurrierte ab 1750 ebenfalls mit dem Farbenwerk in Wittichen. Teure und minderwertige Kobaltimporte schädigten das Werk zusätzlich. Schulden in Höhe von 10 000 Gulden liefen auf.

1816 musste der Betrieb auf der Grube Sophia eingestellt werden. Sie hatte ihren Betreibern insgesamt einen Erlös von 555 663 Gulden eingebracht.

1826 wurde der Kinzigtäler Bergwerksverein gegründet, der sich 1834 mit anderen Gesellschaften zum Badischen Bergwerksverein weiterentwickelte. Ziel war die Wiederbelebung des Bergbaus im Schwarzwald. Etwa ab 1850 verfolgte die Kinzigthal-Mining-Association dasselbe Ziel. Sie reaktivierte die Grube Sophia unter dem Namen Wheal Capper, musste ihre Arbeit jedoch schon 1856 wieder aufgeben.

Damit endete die Geschichte des Bergbaus in Wittichen. Auch das Farbwerk konnte auf Dauer nicht bestehen: 1837 war die Firma Doertenbach gezwungen, die Farbenmühle zu verkaufen, nachdem durch die Entwicklung künstlicher Ultramarinfarben die Kobaltverarbeitung endgültig unrentabel geworden war.

In den 1930er Jahren untersuchte die Mineralogische Studiengesellschaft diverse Gruben in Wittichen, was allerdings nicht zu erneuten Abbautätigkeiten führte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stießen vor allem die Uranvorkommen auf Interesse. Franz Kirchheimer und Otto Leible untersuchten die Witticher Vorkommen. Leible versuchte zunächst die amerikanische Besatzungsmacht in Frankfurt für den Uranabbau zu interessieren, dann beantragte er 1951 die Schürfkonzession.
Dies alarmierte allerdings die Witticher Kommission an der Universität Freiburg, die seit 1948 ebenfalls in Wittichen geforscht hatte, und es wurde deutlich gemacht, dass kein privatwirtschaftlicher Abbau stattfinden sollte. Außerdem ergaben Probebohrungen des Geologischen Landesamts, dass es keine nennenswerte Mineralisation mehr ergab.