Sulzburg - Bergbaugeschichte
Vor- und frühgeschichtlicher Bergbau
Das Bergbau-Revier Sulzburg darf für sich in Anspruch nehmen, dass das älteste (bisher bekannte) Bergwerk Deutschlands in seinen Wäldern zu finden ist. An einer Felsrippe wurden vor Jahren Spuren des bergmännischen Abbaus auf Hämatit entdeckt. Mittels Radiokarbon-Datierung von aufgesammelten Holzkohle-Proben konnte diesen Zeugnissen ein neolithisches Alter von etwa 7000 Jahren nachgewiesen werden. Damit ist dieser Bergbau in die Jungsteinzeit, in das so genannte Neolithikum, zu stellen.
Der Nachweis gelang über Funde zahlreicher Fragmente von Bergwerkzeugen in den Halden unterhalb der Hämatit-Vererzung sowie über das Auffinden eindeutiger Abbauspuren im anstehenden Fels. Entlang der linear verlaufenden Anreicherung von Hämatit fanden sich v.a. kleinere Abbaurinnen und -höhlungen. Außerdem wurde eine aus bergbautechnischer Sicht an der Schwelle vom Übertage- zum Untertage-Bergbau stehende Abbaugrube - vier Meter lange, einen Meter breit und bis zu drei Meter tief- in der sich zahlreiche Artefakte aus der Betriebszeit erhalten hatten.
Drei Holzkohleproben - es handelt sich bei allen Funden ausnahmslos um Eichenholzkohle - wurden für eine 14C-Datierung (AMS) herangezogen. Die relativ dicht beieinander liegenden Datierungsergebnisse erlauben es, die Bergbauaktivitäten bei Bad Sulzburg in die Zeit um 5000 v.Chr. und damit in die Zeit der Bandkeramischen Kultur am Oberrhein zu stellen.
Mit dieser frühen Datierung ist der Hämatitbergbau von Bad Sulzburg der bislang älteste nachgewiesene Untertage-Bergbau in Deutschland und steht aus kulturgeschichtlicher Sicht am Anfang der organisierten bergmännischen Gewinnung von mineralischen Rohstoffen in Mitteleuropa.
Nach einer Phase, über die es bisher keine Hinweise gibt, legt sich ein Bergbau zu römischer Zeit wieder nahe. Bei einer archäologischen Untersuchung auf Siedlungsspuren im Bereich der Grabungsflächen auf engem Raum sechs Siedlungsphasen vom 2. bis in das 16. Jhdt. nachgewiesen werden.
Aus der ältesten Phase stammt ein römisches Badegebäude, das zwischen der 2. Hälfte des 2. und in der 1. Hälfte des 3. Jhdts. benutzt wurde. Im Mauermörtel wurden zahlreiche Schlacken einer Blei-Silber-Verhüttung nachgewiesen, außerdem Bleireste aus der Verfüllung des Bades noch zu römischer Zeit. Nach Isotopenanalysen stammen diese Materialien aus dem benachbarten Erzgang. In der Mitte des 3. Jhdts endet die römische Besiedlung.
Mittelalter
Nach Keramikfunden wurde das Gebiet erst wieder ab dem 10. Jhdt. besiedelt. Ob diese Neubesiedlung schon mit Bergbau in Verbindung stand, lässt sich nicht nachweisen. Aber ab der Jahrtausendwende scheint der Bergbau an Bedeutung zu gewinnen, was sich aus Abbauspuren und ersten historischen Überlieferungen schließen.
Die Grundlage für den Bergbau bildeten hier mehrere Blei-Silber-Erzgänge einige hundert Meter östlich der Stadt Sulzburg. In einer der ältesten Urkunden zum Silberbergbau in Deutschland wurden im Jahre 1028 die Abbaurechte “in valle Sulzberc” von Kaiser Konrad II. an das Bistum Basel geschenkt.
Mitte des 12. Jahrhunderts wird eine Steinkirche errichtet, was für eine wachsende Bedeutung der Siedlung spricht.
Der Bergbau bildete den Kristallisationspunkt für die Siedlung und zog Menschen an, die die Erze weiteraufbereiteten oder Zulieferfunktionen für den Bergbau übernahmen (Köhler, Schmiede etc.). Die kleine Kirche weiter hinten im Tal wird abgerissen und an ihrer Stelle erbaute man ein ummauertes Hofareal mit Steinkeller, das bis ins 14. Jhdt. vielleicht der Verwaltung des Bergbaus und der Lagerung von Erzen gedient haben könnte.
Das Ende der Kirche und der separaten Bergbausiedlung in der 2. Hälfte des 13. Jhdts. ist in Zusammenhang mit der Stadtgründung Sulzburgs zu sehen. Sulzburg führt das älteste deutsche Stadtsiegel mit einer Bergbaudarstellung.
Infolge der spätmittelalterlichen Wirtschaftskrise kam auch im Sulzbachtal der Bergbau vorübergehend zum Erliegen.
Neuzeit bis heute
Im 16. Jhdt. florierte der Bergbau im Südschwarzwald dann wieder für rund einhundert Jahre. In dieser Zeit errichtete man auch in Sulzburg noch einmal ein kleines Verwaltungsgebäude mit halbrundem Abschluss, in dem sich unter anderem die Überreste eines Kachelofens fanden.
Die jüngsten - ausschließlich historisch überlieferten - Abbaubestrebungen datieren in das 18. Jhdt..
Nach den Wirren des 30-jähirgen Kriegs ordnete Markgraf Karl-Wilhelm von Baden in den Zwanziger Jahren des 18. Jhdts die Wiederaufnahme des Bergbaus an. 1720 wurde die Grube „Gottes Segen“ (später Kobaltgrube) verliehen. Leider reichten die aufgefundenen Kobalterze nie aus, ein eigenes Blaufarbenwerk zu errichten. Bereits 1727 fiel die Grube wieder ins Bergfreie während auf anderen Gruben im Revier aufgrund technischer Neuerungen noch einmal gewinnbringend Bergbau betrieben wurde.
1949 wurde das Vorkommen von Uranerzen im Bereich der Kobaltgrube festgestellt. Die umfangreichen Erkundungsarbeiten ergaben aber nur einen kleinen Erzfall, der nicht abbauwürdig war.