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Glottertal - Bergbaugeschichte (Teil 2): Urgraben

Bergbaugeschichte - 13. Jahrhundert

Der Urgraben – ein technisches Meisterwerk

1284 wurde gemäß einer in jenem Jahr ausgestellten Urkunde des Grafen Egen von Freiburg der Urgraben am Kandel gebaut. Dieses technische Meisterwerk, zu dessen Bau der Freiburger Graf als Kastvogt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald seine Zustimmung geben musste, weil der Kanal streckenweise über Besitzungen des Klosters führen sollte, brachte das zur Wasserhaltung in den Bergwerken und zur Aufbereitung des Erzes benötigte Wasser von der Platte unterhalb des Kandels zu den Bergwerken „ze Suckental und ze des Herzogen Berge” (damit ist wohl der Eichberg gemeint).

Der Urgraben stellt eines der bedeutendsten technikgeschichtlichen Denkmäler Deutschlands dar. Zum einen ist er einer der wenigen sicher datierbaren Hangkanäle. Der Bau eines derartigen Kanales stellte große Anforderungen an die Vermessungstechnik und an den Wasserbau.

Daneben waren auch Transportprobleme zu lösen. Mit insgesamt fast 22 km ist er einer der längsten derartiger Kanäle. Vom oberen Zweribach an der Ostseite des Kandels musste das Wasser über drei Wasserscheiden bis in das Suggental und Glottertal geführt werden, dazu wurden einige Felspartien durchgraben bzw. abgetragen und schließlich am Luser ein Stollen unter dem Sattel angelegt werden. Ferner ist mit (heute verschwundenen) Ausgleichsbecken zu rechnen, welche die Überquerung der kleineren Bäche ermöglichten.

Der eigentliche Wasserlauf war ca. 50 cm breit. Allerdings war ein bis zu 2 m breiter, talseitiger Damm vonnöten, um das Wasser im Graben zu halten. Wenn für jeden Meter mit 2 cbm entferntem oder herbeigeschafftem Material gerechnet wird, wurden 30 000 cbm Erde bzw. Steine bewegt.
Das Wasser diente zum Betrieb einer Wasserkunst (Fördermaschine für Wasser zum Trockenlegen der unter der Talsohle befindlichen Gruben) im Suggental, vielleicht auch einer im Glottertal. Dass das Wasser in beiden Tälern verwendet wurde, geht aus einer Urkunde von 1284 eindeutig hervor.

Dass es bei diesem Bergwerksrevier um eines der bedeutendsten mittelalterlichen gehen dürfte, kann man schon aus der Tatsache ersehen, dass die Schmelzplätze am Eichberg („Herzogenberg”), auf der Schweizermatte und im Luckhaufen jeder für sich mehr Schlacke als die anderen bislang bekannt gewordenen mittelalterlichen Verhüttungsplätze im nördlichen Breisgau enthält. Bei der Schweizermatte geht man von mehreren hundert Tonnen Schlacke aus.

Zusammengenommen zeigen die archäologischen Funde und Gegebenheiten zweifellos auf, dass das Glottertal in der Zeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert ein höchst umtriebiges Montanrevier gewesen sein muss.

Die Fehde mit den Elsässern

1297 drangen im Zusammenhang mit einer Fehde zwischen den Elsässern und den Grafen von Freiburg die Elsässer in „valle glotyri et alias valles fortes ein und zerstörten die gräflichen Bergwerke.

In den größeren Colmarer Annalen wird über diese Fehde berichtet:
Die Colmarer hätten zunächst den Konstanzer Domherren im Jahre 1296 den Zins verweigert, den sie jenen aus deren Colmarer Besitzungen von alters her schuldeten. Propst, also Chef des Domherrenkollegiums an der Konstanzer Bischofskirche war zu jener Zeit der Bruder des Freiburger Grafen.
Als Graf Egen von der Sache erfuhr, griff er vierzig, wie es in der Chronik heißt, wohlhabende und ehrbare Colmarer Bauern auf. Einige von ihnen ließ er grausam verhungern. Daraufhin rief der damalige Reichslandvogt im Elsaß die Bürger der Reichsstädte bei Breisach zusammen, um die Bauern zu rächen und die Güter des Freiburger Grafen zu verwüsten.

Zu St. Martin, dem Zinstermin, drangen die Reichsstädter in die gräflich-freiburgischen Gebiete vor, besonders in das Glottertal, zerstörten dort die Silbergruben und führten die Bergleute weg.

Der erwähnte Rachefeldzug der Colmarer in das Glottertal gegen die Bergwerke der Freiburger Grafen im November 1297 dürfte dem Bergbau und den Ansiedlungen der Bergleute einen schweren Schlag versetzt haben. Da der Bergbau sicher unter die Talsohle vorgedrungen war, wird die im Zuge dieser Auseinandersetzung erfolgte Zerstörung der Wasserkünste ein vollständiges Absaufen der Gruben zur Folge gehabt haben. Ohne das technische Know-how und ohne die Bereitschaft, zur Aufwältigung wieder riesige Summen auszugeben, konnten die tiefen Abbaue nicht wieder flott gemacht werden. Daher wird der folgende Bergbau nur noch die oberen Lagerstätten betroffen haben.

Die ausgeprägten Bergbauspuren, die Hinweise auf ein mächtige Vererzung am Eichberg/Kappenbühl, die großen und zahlreichen Schmelzplätze, der kostspielige Bau des Urgrabens, die enormen Summen, die für den Erwerb des Nutzungsrechtes am Mooswald gezahlt wurden und die Tatsache, dass die Elsässer gerade diese Gruben zerstören, um den Freiburger Grafen zu bestrafen, zeigen deutlich, dass dieses Revier im Mittelalter zu den bedeutendsten Revieren des Schwarzwaldes gezählt werden muss.

Weiterer Inhalt

1. Quellen
2. Bergbaugeschichte
> Antike
> Mittelalter
> Der Urgraben
> Die Fehde mit den Elsässern
> Bergbau im 14. Jahrhundert
> Bergbau vom 16. bis 19. Jahrhundert
3. Bergbauspuren und Bestandsliste