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Wieden - Gangzüge und Gruben im Revier mit Bestand

1 - Grube Anton

Betriebsgebäude Anton
Betriebsgebäude Anton Heute Freizeitheim St Barbara

Der Gangzug, auf dem die Grube Anton Bergbau betrieb, zieht sich von Wieden über Aitern-Säge bis Schönau (Grube Stephanie).
Im Durchschnitt ist der Gang 1 m mitunter aber bis 3 m mächtig. Zwischen den 3 Erzmitteln ist der Gang fast vollständig verdrückt.
Die Fiederspalten am Salband waren mit Mineralien der 2. und 3. Generation gefüllt (Fluorit, Baryt, sowie Carbonate, die im Norden und den Tiefen des Ganges vermehrt auftraten). Lokale Nebengesteinsbrekzien können bis 5% Galenit enthalten, im übrigen führt der Gang wenig Sulfide.

Die ersten Berichte über Bergbau auf diesem Gang im Bereich Wieden aus dem 16. Jhdt. Diese Grube wurde im 18. Jhdt Barbara genannt. 1780 war dieser Gang auf 300 m Länge erschlossen, Carato (1786) nennt „sehr schönes lichtgrünes Bleyerz“.

Ab 1923 erfolgten in geringerem Umfang weitere Arbeiten durch die Wiesentäler Bergbau AG, die auch eine Erz- und Mineralwäsche im Bereich des Anton-Gangs einrichteten. Wirtschaftlich interessant war v.a. der Fluorit (I), der in blassvioletten bis grauen Massen vorkam und xx bis mehrere Dezimeter Größe hervorbrachte. Ab 1936 wurden die Tiefbaue der 13-m- bis 190-m-Sohle durch die Gewerkschaft Finstergrund angelegt. Die Grube war mit „Hilfe“ von russischen Kriegsgefangenen über den ganzen 2. Weltkrieg in Betrieb.

Die Aufbereitung erfolge seit 1936 in einer Anlage am Mundloch des Antonstollens. Nach einem Brand im Jahr 1941 wurde eine nassmechanische Aufbereitung in Utzenfeld geplant, die 1944 in Betrieb ging. Ab 1950 wurde vermehrt mit Quarz verwachsener Fluorit gefördert, für den die Anlage nicht mehr ausreichte, so dass die Anlage in Utzenfeld mit einer Flotationsanlage aufgerüstet wurde.

1951 waren die erschlossenen Vorräte auf dem Antongang abgebaut. Zwischen 1951 und 1960 lag die Grube weitgehend still. Ab dem Beginn der 60er Jahre wurde das Südfeld untersucht. Die aufgefundenen Fluorit-Vorräte wurden bis unter die 110-m-Sohle abgebaut. 1974 endete der Abbau in Wieden.

Heute noch gut sichtbar sind die Betriebsgebäude der Gewerkschaft Finstergrund vor dem Stollen der Grube Anton im Talgrund unterhalb von Wieden. Diese werden z.T. als Schullandheim genutzt. Auch Teile der Aufbereitungsanlage in Utzenfeld sind noch im gutem Zustand.

Photos:
(1) Betriebsgebäude, links davon Trafohäuschen, direkt rechts davon im Taleinschnitt Lage des früheren Antonsstollens; (2) Bunker St Anton mit Teil der Halde; (3) Blick zurück zum Betriebsgebäude; Halde links vom Weg; (4) Haldenreste Neue Hoffnung (am Hang rechts); (5) ehemalige Aufbereitung in Utzenfeld, heute Reiterhof

Mineralisation
Aus der Grube Anton stammen unter anderem Stufen von bis zu 1 m Durchmesser und Fluoritwürfeln bis 50 cm KL. Silbergewölle in Handgröße sollen gefunden worden sein, haben sich aber nur in Stufen bis 8 cm Durchmesser erhalten. Calcit-(Kanonenspat)-xx bis 4 cm Länge.
Der Neue-Hoffnung-Gang wurde ab 1970 vom Anton-Gang aus auf 600 m Länge aufgefahren. Von hier kamen ausgezeichnete Hahnenkamm-Baryte aus bis zu 15 cm großen, randlich gezackten Tafeln, meist braun, manchmal ins Bläuliche gehend. Außerdem bis 4 cm große, tiefviolette Fluorit-Würfel, die von Barytrosen überwachsen werden und diese wiederum sind mit Pyrit-Markasit überzogen.


Bestandsliste Anton
Ankerit, Argentopyrit, Arsen, Arsenbrackebuschit, Arsenolith, Baryt, Bayldonit, Beudantit, Brochantit, Calcit, Cerussit, Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkopyrit, Cinnabarit, Corkit, Cuprit, Dolomit ?, Duftit, Erythrin ?, Ferberit, Fluorit, Galenit, 'Gersdorffit', Goethit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Jarosit, [Kaolinit], Karminit, Langit, Leadhillit, Malachit, 'Manganogel', Markasit, Miargyrit, Mimetesit, Natrojarosit, Nontronit, Oxyplumboroméit, Pharmakolith, Proustit, Pseudomalachit, Pyrit, Pyromorphit, Pyrrhotin, Quarz, Schwefel, Segnitit, [Sericit], Siderit, Silber, Sphalerit, Strontianit, 'Tetraedrit-Gruppe', Wulfenit, Xanthokon

2 - Grube Tannenboden

Eingang unterer Tannenbodenstollen
Eingang unterer Tannenbodenstollen An der "Straße" von Rollsbach nach Laitenbach

Mineralogisch am vielfältigsten ist der um 1769 entdeckte Tannenbodengang. Wie Anton 1923 eher oberflächlich untersucht, wurde er ab 1936 systematisch durch die Gewerkschaft Finstergrund erschlossen und ab 1949 abgebaut. Von 1951 an existierte eine Materialbahn zur Aufbereitung nach Utzenfeld.

Der Fluorit wurde auf dem Niveau des unteren Tannebodenstollens (an der Straße von Rollsbach nach Laitenbach) und auf der 30-m-Sohle abgebaut. 1963 wurde ein Querschlag von Anton auf den Tannenbodengang getrieben. 100 m unterhalb der 30-m-Sohle wurden die Gruben so durchgängig gemacht. 1970 wurde ein weiterer Durchbruch auf der 80-m-Sohle von Anton ausgehend aufgefahren und in den Folgejahren bis zur Betriebsstillegung 1974 der Gang zwischen diesen beiden Niveaus abgebaut.

Mineralisation
Der Tannenboden- und der Anton-Gang haben eine sehr ähnliche Mineralisation, so dass selbst von geübten Spezialisten nicht immer eindeutig die Provenienz festgestellt werden kann. Außerdem wurde seit 1963 auch Material aus dem Tannenbodengang über den Antonsstollen gefördert, so dass eine genaue Zuordnung oft nicht möglich ist.
Mineralogisch interessant waren zwischen 1964 und 1966 angefahrene Erzfälle, die gediegen Arsen in bis zu 20 cm großen Aggregaten enthielten, oft als schöner lagiger „Scherbenkobalt“ ausgebildet. Dazu kamen z.T. bis 2cm große, leuchtend rote Proustit-xx.
Leider wurden diese Erzfälle während der Abbauphase nicht genau untersucht. Es scheint eine stärker As-dominierte und eine stärker Sb-dominierte Paragenese gegeben zu haben, die mit einer Reihe weiterer Erze vergesellschaftet war. Mikroskopisch nachgewiesen sind u.a. Pyrargyrit, Stephanit, Xanthokon und Argentopyrit. Gewölle von Silber traten scheinbar als Sekundärbildungen auf in Hohlräumen von gediegen As. Erzmikroskopisch außerdem: ged. Antimon, Argentit, Miargyrit, Polybasit, Pyrostilpnit, Sternbergit sowie verschiedene Arsenide und Antimonide.
An weiteren mineralogisch bedeutsameren Sekundärbildungen gibt es Cerussit mit xx bis cm-Größe auf Baryt zu notieren, sowie Stufen von Hemimorphit, die zu den besten Hemimorphiten Deutschlands zählen.

Bestandsliste Tannenboden
Akanthit, Ankerit, Antimon, 'Argentit', Argentopyrit, Arsen, Baryt, Breithauptit, Calcit, Cerussit, Chalkopyrit, Dolomit, Dyskrasit, Erythrin, Ferberit, Fluorit, Galenit, 'Granat-Supergruppe', Greenockit, Hemimorphit, 'Hornblende', Hörnesit, Hydrozinkit, Kaolinit, Kenoargentotetraedrit, Markasit, Miargyrit, [Mimetesit], Nickelin, Nontronit, Parasymplesit, Polybasit, Proustit, Pyrargyrit, Pyrit, Pyromorphit, Pyrostilpnit, Pyrrhotin, [Quarz], Safflorit, Schultenit, Siderit, Silber, Skutterudit ?, Sphalerit, Stephanit, Sternbergit, Strontianit, Ullmannit, Wulfenit, Xanthokon

Photos:
(1) Rollsbach; (2) Unterer Tannenbodenstollen (Halde auf der Hangseite der Forststraße)

3 - Grube Finstergrund

Besucherbergwerk Finstergrund
Besucherbergwerk Finstergrund

Der Finstergrund-Gang gehört zu den besonders großen Gangstrukturen im Bergbaurevier Wieden–Todtnau. Der Gang liegt östlich von Tannenboden und Anton (und ist deutlich höher gelegen als diese) unterhalb des Knöpflesbrunnen. Durch Stollen, Pingen und Tagesdurchbrüchen ist der Gang über 2 km im Gelände verfolgbar. Wenn man den etwas anders streichenden Finstergrund-Südgang dazu nimmt, sind es sogar 5 km Länge. Er reicht ca 190 m in die Tiefe. Er ist mit großen Schwankungen bis zu 4 m mächtig, wobei die Mächtigkeit (und die Verquarzung) in der Tiefe eher zunahm, und hat weniger Drusenhohlräume als der Anton- und der Tannenboden-Gang.

Spätestens seit dem 15./16. Jhdt wurde auf diesem Gang Bergbau betrieben, doch die Hauptbergbauphase begann erst 1922. 1924 wurde eine Seilbahn zur Verladestation im Wiedener Tal eingerichtet. Doch erst die Gewerkschaft Finstergrund, von dem Nürnberger Theodor Burger gegründet, brachte den Bergbau hier voran.

Bis in die 50er Jahre wurden die oberen Gangpartien unter dem Knöpflesbrunnen über 3 Stollen, die von oben nach unten durchnummeriert wurden (Stollen I – III), abgebaut. Das Hauptabbaugebiet wurde ab 1957 über Stollen IV abgebaut und ab 1959 über den Stollen V (der heute als Besucherbergwerk dient).

Ein Parallelgang unter dem Namen Werner-IV wurde auf dem Niveau von Gang V erschlossen. Jedoch war der Gang stark verquarzt und zu geringmächtig, so dass ein wirtschaftlicher Betrieb auf diesem Gang nicht möglich war. So endete der Abbau bereits im Jahr 1964.

Aufgrund der geringen Häufigkeit an Hohlräumen gibt es von diesem Gang nur wenige Großstufen. Es gab im Bereich des Stollens II jedoch dunkelblauen Fluorit mit KL bis 3 cm. Im Bereich der Tagbrüche und Pingen konnten schöne Pyromorphite gefunden werden, vergesellschaftet mit Cerussit, Anglesit und Wulfenit. Die Pyromorphite sind bauchig und gelten als die schönsten des Wiedener Reviers.


Bestandsliste Finstergrund

Anglesit, Arsen, Arsenopyrit, Azurit, Baryt, Bayldonit, Bravoit (Var.: Pyrit), Brochantit, Calcit, Cerussit, Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkopyrit, Chrysokoll, Covellin, Dolomit, Ferberit, Fluorit, Galenit, Hämatit, Hemimorphit, Hydrocerussit, Hydrozinkit, Langit, 'Limonit', Malachit, Markasit, Metazeunerit, Montmorillonit, Olivenit, Proustit, Pyrit, Pyromorphit, Quarz, Scheelit, Siderit, Silber, Sphalerit, Wolframit', Wulfenit, Zeunerit

Photos:
(1) Lage der Grube Finstergrund im Mittelgrund etwas rechts von der Mitte - von der Straße Rollsbach-Laitenbach aus; (2+3) Im Besucherbergwerk - (2) Polnischer Türstock in der Oxidationszone; (3) Stollen mit Gangresten

4 - Weitere Gänge im Wiedener Revier

Im Wiedener Revier sind noch einige weitere Mineralisationen durch Stollen und Schächte untersucht worden. Auf den Winden und am Rollspitz wurden Quarzgänge aufgefunden, mit etwas Hämatit.

Weitere Kapitel

1. Quellen und Bergbaugeschichte