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Freudenstadt - Bergbaugeschichte und Verhüttung

Unklarer Beginn des Bergbaus

Die erste Erwähnung des Bergbaus bei Freudenstadt stammt aus dem Jahr 1267. In einer Urkunde, die dem Kloster auf dem Kniebis seine Selbstständigkeit gibt, wird auch die Aufteilung des Bergzehnten am Erlös des Bergbaus auf Silber und andere Erze zwischen der Klosterkirche am Kniebis und deren Mutterkirche in Dornstetten geregelt. Aber es bleibt unklar, wo dieser Bergbau genau stattfand.

Die ersten bekannten Bergbauaktivitäten im Stadtgebiet wurden 1475 erwähnt.

In den Jahren 1520-1534 war die Region Teil von Vorderösterreich. In dieser Zeit wurde von einer Gewerkschaft am Schöllkopf Erz abgebaut.

1536 wurde auf Befehl Herzog Ulrichs von Württemberg eine Bergordnung für die Ämter Dornstetten und Bulach erlassen. Der Bergbau wurde aber rasch wieder eingestellt.

Unbekannt ist der Beginn der Bergbauaktivitäten im Forbachtal. Die ersten Bergbauaktivitäten im Forbach werden sich darauf beschränkt haben, die Erze im Tagebau abzubauen. Einen Hinweis darauf gibt es an der oberen Sophia, wo es auf dem Grubenplan heißt: "Schurf welcher von denen Alten niedergeschlagen und damit der Gang entblößet worden".

Bergbau im Christophstal

Der erste schriftliche Hinweis auf Bergbau im Forbachtal stammt aus dem Jahr 1542. Eine Gewerkschaft, an der der Herzog Christoph (daher der Name des Ortsteils: Christophstal) und sein Schwiegersohn, der Landgraf von Hessen beteiligt, waren, ließen einen Stollen in Richtung Kienberg graben, um Silbererz zu fördern. Dieser „Christophsstollen“ führte fast 600m in den Kienberg hinein. Etwas talabwärts wurde ein weiterer Stollen gegraben - der "Friedrichsstollen".

1558 erhielten die Bergleute von Herzog Christoph einen neuen Privilegienbrief und es wurde eine Bergordnung für Freudenstadt, Dornstetten, Bulach und die Reinerzau verfasst.

Im Laufe der Zeit wurde eine ganze Reihe von Stollen im Tal des Forbaches gegraben, von denen entweder die Lage nicht mehr bekannt ist oder der Name des Stollens vergessen wurde. Manche Stollen wechselten auch die Namen. Zu den heute noch bekannten vergleiche die Darstellung weiter unten.

Anfangs wurde im Christophstal nach Kupfer und Silber gegraben, später nach Eisenerz, das auch im Tal verarbeitet wurde. Der Bergbau im Tal nicht permanent betrieben. Immer wieder wurden Gruben stillgelegt. Entweder, weil sie (kurzfristig) nicht den gewünschten Erfolg brachten oder weil es technische Schwierigkeiten gab (z.B. Wasser in den Stollen), die einen Betrieb der Grube unwirtschaftlich erscheinen ließ.

1564 wurde im Bereich Freudenstadt auf Gruben am Schöllkopf, Friesenberg und im Forbachtal gebaut. Nachdem die Gewerkschaften die Zubuße nicht mehr tragen wollten, ließ der Herzog allein weiterbauen. Am 23.1.1572 gab der Herzog den Befehl zum Bau eines Hüttenwerkes.

Von 1578-1596 ruhte der Bergbau.

Gründe des unrentablen württembergischen Bergbaus

Im Gegensatz zu den badischen Revieren (u.a. Wittichen und Wolfach) erbrachte der Württembergische Bergbau im Schwarzwald kaum Gewinne. Die meisten Bergwerke um Freudenstadt dürften zu dieser Zeit kaum jemals Ausbeute erwirtschaftet haben oder auch nur kostendeckend gewesen sein.

Der Grund, dass hier überhaupt Bergbau betrieben wurde, lag eher am ständigen Streben der württembergischen Herzöge nach Autarkie in Rohstoffen. Letztlich ist es allein diesem und der damit verbundenen Finanzsspritze zu verdanken, dass das Freudenstädter Revier so viele Gruben hatte. So kam es in den Jahren 1597 bis 1603 unter Herzog Friedrich I. von Württemberg wieder zu einer Blüte, deren Ausmaß später unerreicht blieb.

1610/11 kam es in Freudenstadt zu einer Pestepidemie, bei der die Bevölkerungszahl halbiert wurde. Der 30-jährige Krieg beendete den Bergbau vorerst völlig.

1663 wurden 76,5t Erz ausgebracht, ein Bergamt in Christophstal eingerichtet und den Bergleuten Fron-, Steuer- und Wehrdienstfreiheiten zugesichert.

1672 betrugen die Schulden 30 000 Gulden, der Bergbau wurde vorerst eingestellt.

1713 wurde dieArbeit in der Grube Dorothea wieder aufgenommen und ab 1725 von einer Tübinger Bürger-Gewerkschaft zusammen mit Gruben bei Dornstetten erfolglos gebaut, bis sich die Gewerkschaft 1728 auflöste.

1750-56 kam es zu neuen Abbauversuchen, die keine Kostendeckung erbrachten. Der Bergbau auf Silber und Kupfer endete 1784 mit der Schließung der Grube Dorothea.

Bergbau im 20. Jahrhundert

Im 20. Jh. wurde auf der Lagerstätte Dorothea von der Sachtleben GmbH Bergbau auf Schwerspat unternommen. Der sog. Dorothea-Untersuchungsstollen unweit der Talstraße im Forbachtal wurde für den Abbau eingerichtet. Zeitweise wurde der Rohbaryt mit LKW zur Aufbereitungsanlage der Sachtleben in Wolfach gefahren, wo für Sammler die Möglichkeit für Funde bestand. Eine Weile lag auch vor dem Stollenmundloch des Untersuchungsstollens eine kleine Halde, auf der ich den Großteil meiner Funde von diesem Fundort machen konnte. Mittlerweile sind die Untersuchungen der Sachtleben an der Dorothea wegen Unrentabilität wieder eingestellt.

Verhüttung

Im Christophstal wurden Fahlerze abgebaut, kein reines Metall. Die Verhüttungsbetriebe, um die Reinerze aus dem Fahlerz zu gewinnen, wurden in der Nähe der Bergwerke gebaut. Im Forbachtal hatte das neben dem kurzen Transportweg zwei Vorteile: Der Bach konnte als Energiequelle genutzt werden und es gab Holz, das zum Heizen der vielen Öfen verwendet werden konnte.

Insgesamt sind im Forbachtal 4 Plätze bekannt, an denen Erz verhüttet wurde. 3 davon im Christophstal (Eichwaldweg, Talstraße bei der Kniebissteige, unterhalb der Forellenteiche beim Eingang zum Dorotheen-Untersuchungsstollen), einer im jetzigen Friedrichstal.

Oberhalb des Talswirtshauses gab es ein Probierhaus, ein Pochwerk, ein Waschhaus, eine Kupfer- und eine Silberschmelze.

Weitere Kapitel

1. Quellen
2. Geologische Vorbemerkungen

4. Bekannte Gruben im Forbachtal und Mineralbestandslisten
Christophsstollen
Dorothea
Dorothea-Untersuchungsstollen
Ferdinand (Straßburgerin)
Friedrichsstollen
Glücker Stollen (Neues Glück, Altes Glück, Viadukt, Kehrsteige)
Haus Württemberg
Neues Jahr
Obere Sophie (Eichwaldweg)
St. Johann am Friesenberg
St. Andreas (Lage unbekannt, möglicherweise eine der Kehrsteiggruben)
Schweitzer Treu (Christophstollen + Schacht am Kienberg)
Straßburgerin (Ferdinand)
Untere Sophie (Friedrichstal)