Bad Rippoldsau - Wildschapbachtal
Inhalt
1. Lage der Gruben im Wildschapbachtal
2. Geologie
3. Bergbaugeschichte der Grube Friedrich Christian
4. Bestandsliste Friedrich Christian
5. Bergbaugeschichte der Grube Herrensegen
6. Bestandsliste Herrensegen
Quellen
Lage der Gruben im Wildschapbachtal
Die schmale Straße in das enge Wildschapbachtal zweigt südlich des Ortes Schapbach nach links von der von Oberwolfach (Grube Clara und Mineralienmuseum) kommenden Straße ab. Sie führt über Serpentinen weiter nach Bad Peterstal-Griesbach im Renchtal. Im Bereich des Gasthauses "Grüner Baum" streicht eine Störungszone durch das Tal, die etwa dem Verlauf des Seitengrundes Hirschbach folgt und Teil der Störung vom Silberbrünnle bis zum Tiefenbach ist.
Auf dieser Störungszone baute die Grube Friedrich-Christian bis 1954 Fluorit und Bleierze ab. Beim Gasthof liegen die Anlagen von Friedrich-Christian. Mineralien sind hier aber kaum noch zu finden, die Halde ist Privatbesitz und darf nur mit Zustimmung des Wirtes des Gasthofes betreten werden!
Auf der gegenüberliegenden Seite findet man die Grube Herrensegen als Gegentrum zu Friedrich-Christian. An der Straße liegt das vergitterte Mundloch eines Tiefstollens, oben im Wald gibt es noch Halden und Pingen, der Berg heißt bezeichnenderweise Kupferberg. Neben Blei wurde hier im 19.Jhd. auch Kupfer abgebaut. Im Bereich der Halde des mittleren Stollens kann auch heute noch Schapbachit gefunden werden, allerdings sind Funde eher selten.
( Wegbeschreibung: Vom Grünen Baum aus folgt man der Straße bergauf. dem nächsten Forst/Fahrweg rechts steil ansteigend. ISt man am höchsten Punkt folgt linker Hand eine Blockhalde und danach ein Taleinschnitt. Beides markiert in etwa die Lage des mittleren Stollens)
Im Wildschapbachtal gibt es noch weitere alte Gruben, die aber in der Regel heute keine Funde mehr bieten. Es sind dies unter anderem die Gruben "Katharina" und "Neujahr", "Erzengel Michael" und "Emmanuel Gottlieb".
Geologie
Die beiden Gruben Friedrich-Christian und Herrensegen bauen auf der nah den beiden Gruben benannten Friedrich-Christian-Herrensegen-Störung, die über mehr als 6 km im Gelände verfolgt werden kann.
Das westliche Ende befindet sich bei der Grube Clara, wo das so genannte Diagonaltrum das parallel dem selben Störungsverlauf folgt, im Osten reicht die Störung bis nach Schapbach. Die Störungszone selbst ist eine leere Kluft, auf der aber mineralisierte Querklüfte stehen, die Träger der Vererzung sind.
Da die Erze aber auf wenige bauwürdige Mittel konzentriert sind, rentiert sich ein Bergbau in heutiger Zeit nicht.
Bergbaugeschichte der Grube Friedrich-Christian
Der Bergbau auf dem Friedrich-Christian-Gang reicht offenbar bis in das Mittelalter zurück, da an den ältesten Bergbauspuren der Gebrauch von Schießpulver fehlt.
Im 17. Jhd. wurde eine Grube Silberloch erwähnt.
Erste Dokumente liegen aus dem Jahr 1706 vor. Damals wurde die Grube Georg am Hirschbach gemutet, bei Ausbau traf man aber auf umfangreiche alte Stollen und Schächte (Halden oberhalb des Dreherhofs).
Im Tal unterhalb des Dreherhofs liegt der 1711 angelegte Straßburger Stollen nahe der Einmündung des Hirschbaches in den Wildschapbach. Dieser unterfuhr den Georgsstollen und erschloss die westlichen Teile für die spätere Grube Friedrich-Christian.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden hauptsächlich Silbererze abgebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts verlagerte sich der Schwerpunkt des Abbaus auf die Blei- und Kupfererze, wenn auch weiter Silberze gesucht war. So traf man Ende des 18. Jhdts auf reiche Silberwismuterze, die den Reichtum der Grube begründeten. Silber wurde hier v.a. in Form des Minerals Schapbachit gefördert (was weltweit einmalig sein dürfte). Bis 1819 baute man immer wieder reiche Erzmittel ab. Ein neuer Schacht (Maletschacht) wurde geteuft und mehrere Tiefbausohlen aufgefahren – doch 1823 fiel die Grube ins Bergfreie.
Die nächste Periode begann 1850, als der Kinzigthaler Bergwerksverein die Grube übernahm. Es wurde versucht, einen Stollen unter dem Wildschapbach in das Feld der Grube Herrensegen zu bauen, aber der Wasserzutritt war aufgrund des zerhackten Quarzgangs (durch Herauslösen des Baryts) zu stark.
Die deutsch-englischen Betreibergesellschaft löste sich 1857 auf. 1865-70 erfolgte eine Pacht durch eine französische Gesellschaft. Im Anschluss fand zunächst nur noch Nachlesebergbau statt.
Noch einmal wurde im 20. Jhdt. der Versuch unternommen, Bergbau zu betreiben – von 1923 bis 1927 durch die Herrensegen Erzbergbau, von 1939-44 durch die Gebrüder Sachsenberg. Jedoch beides mit geringem Erfolg und unter hohen Verlusten.
Als letzter Schacht wurde im 2. Weltkrieg der Karl-Egon-Schacht gemutet. Er befindet sich auf der heutigen Wiese an der Mündung des Hirschbaches in den Wildschapbach.
Nach dem 2. Weltkrieg von 1946 bis 1955 begann die letzte Betriebsperiode der Grube. Ab 1953 wurde der Betrieb auf Flussspatförderung umgestellt und bis 1955 abgebaut.
Heute sind bis auf den Straßburger Stollen und die Halde der Grube hinter dem Gasthof Grüner Baum alle Spuren des Bergbaues auf Friedrich Christian - sieht man einmal von einigen Betonfundamenten in der oben erwähnten Wiese ab - nahezu unkenntlich.
Bestandsliste Friedrich Christian
Agardit-(Ce), Akanthit, Allophan, Anglesit, Ankerit, Annabergit, 'Annabergit-Erythrin-Serie', Aragonit, 'Argentit', Arsenopyrit, Arsentsumebit, Asbolan, Azurit, Baryt, Bastnäsit-(Ce), Benjaminit, Berryit, Beudantit, Beyerit, [Bindheimit], Bismuthinit, Bismutit, Bornit, Brochantit, Cabrerit (Var.: Annabergit), Calcit, Caledonit, Cerussit, Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkanthit, Chalkopyrit, Chalkosin, Chrysokoll, Cinnabarit, Cornwallit, Covellin, Cuprit, Cuprobismutit, Devillin, Diaphorit, Dickit, Digenit, Dolomit, Duftit, Elyit, Erythrin, Eskimoit, Fassinait (TL), Fluorit, Galenit, 'Gersdorffit', Gips, Goethit, Graphit, Gustavit, Hämatit, Hemimorphit, Heterogenit, Hörnesit, Hydrocerussit, Hydronium Jarosit, Jarosit, Kaolinit, Kenoargentotetraedrit, Kettnerit, Kobaltocalcit (Var.: Calcit), Konichalcit, Kupfer, Lanarkit, Langit, Leadhillit, Lillianit, 'Limonit', Linarit, Lithargit, Luzonit, Malachit, 'Manganogel', Markasit, Marklit (TL), Massicotit, Matildit, Medenbachit, Miharait, Mimetesit, Mixit, Mottramit, Olivenit, Opal, Ourayit , Oxyplumboroméit, Parnauit, Petersit-(Y), Philipsburgit, Pitticit, Posnjakit, Prehnit, Proustit, Pyrargyrit, Pyrit, Pyromorphit, Quarz, 'Rhabdophan-Gruppe', Rhabdophan-(Ce), Richelsdorfit, Roselith, Schapbachit, Scheelit, Schwefel, Siderit, Silber, Sphalerit, Stephanit, Susannit, Tenorit, 'Tetraedrit-Gruppe', 'Tetraedrit-Serie', Tridymit, 'Unnamed (P-analogue of Schultenite)', Vanadinit, Volborthit, Wismut, 'Wittit', Wulfenit, Xanthokon
Bergbaugeschichte der Grube Herrensegen
Das Grubenfeld Herrensegen liegt östlich des Wildschapbachs.
Der heutige Tiefstollen an der Straße im Tal stammt von 1791. Doch die obere Region des in diesem Bereich stark oxidierten Ganges wurden schon von mehreren kleinen, älteren Gruben erschlossen.
1812 wurden erste Erze gefunden, allerdings war die Grube stets wassernötig (heißt: Wasser drang ein und setzte Stollen unter Wasser). 1817 wurde der mittlere Stollen begonnen, um die Bewetterung zu verbessern. Seit 1819 wird in den Tiefbauen Erz abgebaut, dieser wird 1831 wieder eingestellt, 1834 ruht der Abbau in der gesamten Grube.
1836 betrieb die Fa Doertenbach die Grube zunächst als Raubbau. 1837 erfolgte ein Versuchsabbau auf Cu. Von 1838 bis 1842 betrieb die Schapbacher Bauerngewerkschaft Bergbau, sie legte ihren Schwerpunkt auf die Gewinnung von Schaustufen. Nach einem kurzzeitigen erneuten „Intermezzo“ Doertenbachs wir die Grube 1847 durch die deutsch-englische Kinzigthal Mining Association untersucht, doch es kam zu keinem Abbau mehr.
Bestandsliste Herrensegen
'Agardit', Anglesit, [ Berryit ], Bismutit, Bornit, Cerussit, Chalkopyrit, Chalkosin, Covellin, Cuprit, [ Galenit ], [ Gustavit ], Lanarkit, Linarit, Malachit, Matildit, Petersit-(Y) ?, Pyromorphit, Quarz, Schapbachit, Scheelit, Tenorit
Das in den Anfangszeiten (vor 1600) übliche Feuersetzen in den Gruben mit Quarzgangart dürfte die Ursache für das Vorkommen von Mineralen wie Lithargit, Massicotit und Elyit sein.
Grube Georg im Hirschbachtal
Die Grube Georg liegt am Eingang des Hirschbachtals auf der südlichen Talseite gegenüber Friedrich-Christian. Dort und in der Umgebung werden folgende Mineralien gefunden:
Bestandsliste Hirschbach
'Agardit', Allanit-(Ce), Aragonit, Bariopharmakosiderit, Baryt, Bismit, Bismutit, Bornit, Brochantit, Calcit, Chalkopyrit, Chalkosin, Chrysokoll, Cuprit, Emplektit, Galenit, Goethit, Kupfer, 'Kupferpecherz', Langit, 'Limonit', Malachit, 'Manganogel', Mixit, Olivenit, Orthoklas, 'Pumpellyit-(Mg)', Pyrit, Quarz, Siderit, Skorodit, 'Tennantit-Serie', Tenorit, 'Tetraedrit-Gruppe', 'Wad', Wulfenit
Weitere Kapitel
1. Quellen
2. Das Revier Bad Rippoldsau-Schapbach und seine Aufschlüsse