Sie sind hier: Startseite » Schwarzwald » Südschwarzwald

Bergbau in Badenweiler

ENTSTEHUNG DER ERZGÄNGE

Das reiche Erzvorkommen in der Region Badenweiler basiert auf dem Einbruch des Oberrheingrabens, der sich im Tertiär zwischen Schwarzwald und Vogesen vollzogen hat. Das an den Bruchstufen der stärksten Bewegung, der sog. „Hauptverwerfung“, entstandene Quarzriff erstreckt sich mit seinen dabei aufgerissenen Spaltungshohlräumen und Erzgängen als ein Hartgesteinsrippe deutlich sichtbar im Gelände von Sulzburg über Badenweiler bis nach Schloss Bürgeln. Die Aufschlüsse reichen dabei vom südlichen Ortsrand Badenweilers bis südlich von Sehringen (diese werden im Folgenden vorgestellt).

Entlang der Bruchkante des Oberrheingrabens konnten hydrothermale Wässer aufdringen, die die gelösten Gangarten und Erze an den Spaltenrändern abschieden. Dieser Prozess verlief in mehreren Phasen. In einer ersten Phase wurden Baryt und Fluorit ausgefällt. Diese Phase sowie Teile des Nebengesteins wurden danach silifiziert (gelartige Silizium-Di-Oxid(Quarz)-Lösungen drangen in sie ein und kristallisierten aus). Aufgrund seiner Härte und seiner relativ chemischen Passivität witterte das entstandene Quarzriff aus den umgebenden Gesteinen riffartig heraus. Die Mächtigkeit dieses Gangs erreicht mitunter 30 m Stärke.

Die heißen Lösungen brachten aber nicht nur Baryt, Fluorit und Quarz mit sich, sondern auch Erze (hauptsächlich Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit), die sich an den Randbereichen des Ganges absetzten. Diese Erzführung erscheint insbesondere da, wo der Quarzgang Berührung mit den Sedimenten Muschelkalk und Gipskeuper hatte, intensiver als an den Kontaktzonen mit Sandstein.

Im Bereich der Thermalquelle wurden die Primärerze auch durch diese oxidiert, ein ungewöhnlicher Fall von Oxidation, die sonst nur von oben, also von den Oberflächenwässern her erfolgt.

BERGBAUGESCHICHTE

Zumindest bereits die Römer haben Bergbau am Quarzriff betrieben. Darauf weisen Funde von Gangquarz aus demselben unter der Badeanlage, die ca 75.n.Chr. unter Kaiser Vespasian angelegt wurde.
Der nächste historisch greifbare Nachweis für Bergbau findet sich im Jahr 1028. In der Urkunde, mit der Kaiser Konrad die Bergrechte an verschiedenen Bergwerken im Schwarzwald an den Bischof Ulrich II von Basel verleiht, wird auch Badenweiler genannt. Später gehen die Bergrechte an die Grafen von Freiburg.

In der letzten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind namentlich folgende Gruben bekannt: Sophienruhe, Altemannfels, Schwefelhöhle und die Verhaue oberhalb Hausbaden.
Ende des 14. Jahrhunderts wird Badenweiler ein Teil Vorderösterreichs.

Im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts sind folgende Bergwerke in Betrieb: Hausbaden, Karlstollen, Lipburg, Niederweiler, Oberweiler, Sehringen und Vogelbach.
Ab 1441 ist Badenweiler Teil des Herrschaftsgebiets der Markgrafen von Baden. In dieser Zeit werden die Bleigruben nur schwach betrieben. Dafür gewinnt das Eisenwerk in Oberweiler immer größere Bedeutung.

Aus der Zeit bis zum 30-jährigen Krieg gibt es nur wenige verlässliche Aufzeichnungen.

Erst in den 20er Jahren des 18. Jhdts. setzt der Bergbau auf mehreren Gruben wieder verstärkt ein. V.a. Markgraf Karl Wilhelm bemüht sich, den Bergbau in Schwung zu bringen und setzt Bergmeister und Bergschreiber ein. Pfarrer Jeremias Gmehlin bebaut den „Jeremiasstollen“.
In der Folge werden die Arbeiten auch an weiteren Gruben wieder aufgenommen. Seit 1735 wird in der Grube Hausbaden unter dem Namen „Zechenhaus“ wieder gefördert, Pächter aus Basel errichten eine Erzwäsche, Pochwerke und eine Schmelzhütte. Zwischen 1746 und 1750 werden im Karlstollen reiche Erzanbrüche abgebaut.
Der sächsische Bergrat Beyer erstellt 1788 ein positives Gutachten über die Gruben. Kurz darauf werden die inzwischen ruhenden Arbeiten in der Grube Hausbaden wieder aufgenommen. Ein weiteres Pochwerk wird errichtet und seit 1792 die Grube im Vogelbachtal wieder bebaut.

Während der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich unter Napoleon wird nur noch die Grube Hausbaden betrieben. Diese gewinnt zwischen 1798 und 1817 376 Kilo Silber und 253,7 Tonnen Blei. Zwischen 1820 und 1830 konnten mehrere Reicherzfälle abgebaut werden. Danach aber wird es wieder ruhiger um den Bergbau bis schließlich im Jahr 1860 aufgrund anhaltend schlechter Anbrüche der gesamte Betrieb stillgelegt werden musste.
1892 will die Gewerkschaft „Glückauf Schwarzwald AG für Erzbergbau und Hüttenbetrieb“ mit Sitz in Köln einen Querschlag vom Karlstollen auf das Quarzriff auffahren und Verbindung mit Hausbaden herstellen. Dieses Vorhaben wird jedoch nicht beendet.

Der erste Weltkrieg erzwingt auch die Einstellung der Untersuchungen weiterer Stollen.
Ab 1920 wird die Prospektion wieder aufgenommen. Der Wilhelminenstollen wird als Querschlag aufgefahren und der Querschlag vom Karlstollen aus wieder in Angriff genommen. Zwischen 1921 und 1924 ist man hier besonders erfolgreich, aus den 4 Überhauen wird wöchentlich ein „Doppelwaggon Reinerz“ gefördert, doch muss der Betrieb 1926 eingestellt werden.
Die letzten Untersuchungen der Erzgänge erfolgen im Rahmen der Kriegswirtschaft des NS-Regimes 1938/39 sowie erneut in den letzten Kriegsjahren und unmittelbar nach Ende des 2. Weltkriegs, zuletzt über den oberen Gipsstollen auf Fluorit.

DIE LAGERSTÄTTEN UND ABBAUZONEN von Nord nach Süd

Hier wird die Lage der Lagerstätten zunächst anhand einer Karte gezeigt und danach dieser Karte folgend die einzelnen Abbaue vorgestellt. Ich konzentriere mich dabei auf die Lagerstätten, die für Ihre Erze auch international bekannt sind. Die Gipsgruben bei Sehringen und die Eisenerzgrube bei Lipburg bleiben daher außen vor.

1 - Karlsstollen

Die Grube Karl baute auf einem Erzgang, der parallel zum Quarzriff verläuft. Dieser wurde über drei übereinander liegende Stollen angefahren. Im unteren Stollen finden sich breite und hohe Abbaue. Pläne sahen vor, diesen Stollen über das Grubenfeld Hausbaden hinaus bis nach Sehringen zu verlängern, wo sich die Verladestation für die Erze befand, um so die Förderung aller drei Grubenfelder zu vereinfachen.
Der obere Karlstollen beginnt in einem breiten, tiefen Verhau von ca. 50 m Länge. Auf dem Stollen wurde im Überhauverfahren begonnen, aber bei einer Höhe von etwa 10 Metern aufgegeben. Auf der Halde dieses Stollens konnten früher schöne Baryte und Mimetesite gefunden werden.
Vom obersten, unbenannten Stollen auf dem Karlgang sieht man nur noch eine Halde mit reichlich Gangarten, aber wenigen Erzen.

Pingen am Karlsstollen
Oberhalb eines direkt über den Geländeeinschnitt verlaufenden Wanderweges befindet sich die tiefe Pinge dieses Stollens. Darüber im Wald liegen noch einige kleine, unscheinbare Schürfe.

2 - Sophienruhe

Das Gewann um die Sophienruhe trägt den Namen „Blaue Steine“, der an den hier auftretenden blauen bis violetten Fluorit erinnert. Die Gangpartien mit Fluorit sind jedoch sehr drusenarm, so dass praktisch keine freien Fluorit-xx auftraten.
Das Quarzriff wurde an dieser Stelle bereits von den Römern über einen Tagebau weitgehend abgebaut. Die Halden sind wenig bewachsen, was der Trockenheit des Untergrunds und seinem Erzgehalt geschuldet ist. Auf den Halden findet man Steine bis zu 30 cm. In den Klüften der Quarz- und Hornsteinbrocken sind praktisch alle Mineralien des Badenweiler Reviers vorhanden. Da die Halden jedoch schon von Generationen von Sammlern durchwühlt wurden, kann man keine spektakulären Funde mehr erwarten.
Oberhalb der Wand dieses antiken Bergbaus wurde ein Schutzpavillon für Wanderer errichtet, von dem es einen herrlichen Rundblick gibt.

3 - Jeremias

Ein wenig östlich von diesem Pavillion kann man im Wald hangaufwärts einen nach wenigen Metern verschütteten Schacht finden, der auf das Quarzriff aufsetzt und mit einer vorgelagerten Halde versehen ist. Dabei handelt es sich um die von Pfarrer Jeremias Gmehlin hier um 1730 bebaute Grube „Prophet Jeremias“. Auf der Halde liegt viel Quarz mit wenig Pyromorphit und seltener auch Wulfenit.

4 - Der Bereich zwichen Jeremias und Hausbaden

Südlich von „Jeremias“ quert der Quarzgang die Blauenstraße. Im Bereich der Querung liegen große Blöcke von Hornstein. In der Nähe einer unscheinbar eingeschnittenen Wasserrinne finden sich auch Stollenpingen mit kleinen Halden, die weitgehend erzarm sind. Das Material scheint aus einem oberhalb liegenden Stollen zu stammen.
Oberhalb des Wanderwegs zum Altemannfelsen liegt außerdem ein verschütteter Verhau mit ca 20 m Länge.

5 - Altemannfelsen

Von dem vorgenannten Verhau aus steigt das Gelände Richtung Süden steil an, man nähert sich dem sichtbaren Teil des Quarzriffs. Hier liegen eine Reihe von dicht aufeinander folgenden Schürfen und Verhauen. Diese gehören zu den ältesten Bergbauspuren bei Badenweiler. Der Wanderweg quert einen breiten, tiefen Verhau.
Im Quarzriff selbst befinden sich diverse Höhlungen, die intuitiv angelegt wurden und keinem „Plan“ folgen. Der Abbau in dem harten Gestein des Quarzriffs war damals nur mit Feuersetzmethode möglich. Das bedeutet, dass große Feuer am Fels entfacht wurden und das Gestein dann durch Abkühlung mit kaltem Wasser zum Zerspringen gebracht wurde. Im Anschluss konnten mit Hammer und Schlegel Stücke aus dem Fels gelöst werden.
Diese Abbaumethode bewirkte auch die chemische Veränderung der vorhandenen Mineralien – es entstand eine so genannte „Feuersetzparagenese“, in der u.a. enthalten sind: Caledonit, Chenit, Elyit, Lanarkit, Leadhillit, Lithargit, Scotlandit, Woodwardit.
Etwas südlich der am Altemannfelsen befindlichen Schutzhütte trifft man auf einen offenen Verhau, der durch ein Gitter gesichert ist, die so genannte Schwefelhöhle. Deren Abbau erreicht mit einer Tiefe bis 80 m das Niveau des unteren Hausbadenstollens.

6 - Haus Baden

Die Reste der Grube Hausbaden liegen direkt neben und unterhalb des Altemannfelsens. Die Erze des Quarzriffes wurden hier über 5 Stollen abgebaut. Vor dem unteren Hausbadenstollen lag einst eine riesige Halde mit allen im Revier anzutreffenden Mineralien. Hier entstand 1990 eine Rehaklinik. Während der Aushubarbeiten lag hier ein Eldorado der Mineraliensammler. Jetzt ist diese Fundstätte erloschen.
Vor der Pinge des oberen Stollens liegt die so genannte „Weiße Halde“. Diese Halde wurde jedoch durch Sammler systematisch umgegraben, so dass heute kaum noch die hier vorhanden gewesenen Blei-Sekundär-Mineralien gefunden werden können.
Weiter südlich Richtung Sehringen wurden hauptsächlich Untersuchungsarbeiten auf dem Quarzgangzug durchgeführt, im Blockschutt nur wenig Erz mit wenig Sekundärparagenese.

7 - Fürstenfreude

Nicht auf dem eigentlichen Gangzug des Quarzriffs, sondern östlich parallel dazu im Vogelbachtal, an der Blauenstraße, liegt ein Gangzug, auf dem drei Stollen der Grube Fürstenfeld Erz förderten. Bis zur Anlage eines Forstwegs im Bereich der beiden oberen Stollen führten die Halden Gangmaterial mit eingesprengten Erzen und Sekundärmineralien. Auf der Halde des unteren Stollens findet sich fast nur Nebengestein.
Die Stollenmundlöcher des oberen und unteren Stollens sind noch erkennbar, das des mittleren Stollens ist wohl beim Bau eines Holzschleifwegs verschüttet worden. Die Halde liegt neben dem Weg am Bach.

Zur Bestandsliste

Bestandsliste