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Todtnau - Wiederaufnahme des Bergbaus ab dem 18.Jh

Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges 1714 erholten sich Handel und Gewerbe. Von der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg wurden nun Versuche unternommen, den Bergbau wieder emporzubringen. 1717 wurde eine Schurfkolonne beauftragt, Erzstufen aus den Stollen und von den Halden zu sammeln, um sie auf ihren Blei- und Silbergehalt zu untersuchen.

Aufgrund der Ergebnisse schloss ein Freiburger Bürger namens Franz Pfunner einen Vertrag mit der vorderösterreichischen Kammer über die Gruben St Anna, St Barbara und St Nikolaus im Bereich der Grube Gauch. Da die Bergbaukenntnisse bei der einheimischen Bevölkerung verloren gegangen waren, suchte er Spezialisten von auswärts, hauptsächlich aus Tirol.

Auch auf de benachbarten Schauinsland gingen einige Gruben in Betrieb. Weder hier noch da konnten die Erze aufbereitet werden, das einzige Poch- und Schmelzwerk stand in der Nähe von St Trudpert im Münstertal. Der Transport dahin war mit erheblichen Kosten verbunden. 1727 war Pfunner insolvent.

FAHL

Am Bergwerkswanderweg
Am Bergwerkswanderweg Angeblich der Stoillen der Grube St Anna, eher für touristische Zwecke hergerichteter "Fake"-Stollenmund

1751 wurden erneut Bergbauversuche im Wiesental unternommen, dieses Mal mit Schwerpunkt in Fahl. Ein Bergmann aus Tirol versuchte die alte Maria-Anna-Grube am Tiefkännelbach wieder zu eröffnen. Im April 1751 nahm er den Betrieb auf. Schon nach kurzer Zeit lag silberhaltiger Bleiglanz auf Halde. Für die Weiterverarbeitung wurde eine kleine Poche mit angeschlossener Erzwäsche erbaut und 1752 in Betrieb genommen. Das gewonnene Erzkonzentrat wurde in Hofsgrund verhüttet. Aufgrund eines Wassereinbruchs 1754 war es nicht mehr möglich, die noch anstehenden Erze zu gewinnen. Die Poche wurde abgerissen.

Seit Ende des 18. Jhdts. wurden auch zwischen Brandenberg und Fahl mehrere Bergwerke betrieben. Unter Mitwirkung des Freiburger Bergrichters Carato wurde eine neue Bergwerksgesellschaft gegründet, die hauptsächlich aus Schweizer Bürgern bestand, und seit dem Jahre 1784 in den Grubenfeldern "St. Maria­Anna" in Fahl, im "Wasserloch" und am "Silberberg" arbeitete. Schon im April 1785 förderte man „schöne Erze“. Diese wurden im Pochwerk der Grube Maus (s.u.) verarbeitet.
Carato arbeitete Vorschläge zum Betrieb der Gruben aus. Sein Plan sah vor, sowohl den Maria-Anna-Stollen als auch den Wasserlochstollen nach Süden aufzufahren, um den Silberberggang zu erreichen. Um den Wasserlochgang besser untersuchen zu können, wurde ein alter Stollen in den Waldschweinen reaktiviert und ein Schacht in halber Höhe des Silberbergs angelegt. Als im April 1792 Frankreich den Österreichern den Krieg erklärte, kam der Grubenbetrieb zum Erliegen.

MAUSWALD

Ortsteil Poche
Ortsteil Poche Gasthaus Waldeck

Im Jahr 1755 besichtigten die Bergleute Caspar Berger, Peter Miecker und Johann Brädler, das Grubengelände im Mauswald. Im oberen Stollen stießen sie nach wenigen Metern auf den Erzgang. Die Hauptstrecke führte an einigen Orten noch schöne Bleierze.

Nachdem das Bergamt der Verleihung der Bergrechte zugestimmt hatte, wurden zunächst Aufräumarbeiten in den Stollen durchgeführt. Doch je länger die Arbeiten andauerten, desto schwerer war die Beschaffung von Geldmitteln. Und nachdem Unterlagen aufgefunden wurden, nach denen der obere Stollen bereits im Mittelalter auf einer Länge von 720 Metern abgebaut worden sei, zweifelten die Männer um Caspar Berger an der Möglichkeit, genug Erze zur Bestreitung der Kosten zu finden. So wurde die Grube 1756 an den Baron von Beroldingen verkauft. In den folgenden zwei Jahren wartete man vergeblich auf Erzanbrüche.

Im April 1761 übernahm v. Beroldingen zusätzlich die zwei unteren Stollen im Aftersteger Grubengelände „Zum Gauch“. Nachdem das Poch- und Waschwerk am Schauinsland abgebrannt waren und ihn Streitigkeiten über das benötigte Bauholz zum Neubau den weiteren Betrieb der Bergwerke am Schauinsland einstellen ließ, fanden einige der Bergleute von dort Arbeit in den Gruben Gauch und Mauswald.

Als am Platz der alten Schmelze in Aftersteg ebenfalls die Pläne für ein Pochwerk aufgrund der weiter schwelenden Konflikte um das Bauholz scheiterten, beschloss Baron v . Beroldingen einen Platz in der Nähe des Mauswalds zu kaufen. Dort ließ v. Beroldingen 1763 zuerst ein Poch- und Waschwerk und 1764 ein Schmelzwerk mit angeschlossenem Treibeofen bauen. Sie befand sich unterhalb des heutigen Hotels in der Nähe des Schwimmbads und gab dem Ortsteil „Poche“ seinen Namen.

Allerdings überstiegen die Kosten für Bauhütte und laufende Grubenkosten bald die finanziellen Möglichkeiten des Barons. Aufgrund seiner Verschuldung übergab er die Gruben Maus und Gauch seinem Gläubiger Rudolph Hurter aus Schaffhausen auf die Dauer von 10 Jahren.
Oberhalb des Pochwerks wurde 1767 ein kleines Verwaltungsgebäude errichtet. Wie in den vorderösterreichischen Bergwerken üblich, hatte der jeweilige Verwalter auch die Konzession, Lebensmittel an die Bergleute zu verkaufen und Wein auszuschenken. Friedrich Rössler, der zuvor Gruben im Münstertal geleitet hatte, wurde 1768 Berg- und Hüttenverwalter auf der Maus.
Dem Erlös aus dem Verkauf von Blei, Bleiglätte und Silber im Wert von 7.500 Gulden standen im Zeitraum 1767-69 Kosten von 24.000 Gulden gegenüber. So sah es düster aus für den Bergbau im Mauswald und in Aftersteg. Im Gauchstollen war bisher kein abbauwürdiges Erz gefunden worden, im Barbarastollen alles erreichbare Erz abgebaut, nur in einem wassergefüllten Schacht stand noch gutes Erz an.
Auch über Tage gab es Probleme. Es gab Klagen über die vom Verwalter v. Weissensee geführte Wirtschaft. Die Bergleute würden zum Trinken animiert und daher bliebe wenig Geld für den täglichen Bedarf, so dass sich die Bergleute immer weiter verschuldeten. Der Bergrichter nahm sich der Sache an und führte eine Inventur durch sowie eine Werksbefahrung zur Beurteilung der Gruben. Dabei wurde der mangelnde Sachverstand beim Betrieb der Grube Maus festgestellt.

1776 wollte Baron von Beroldingen die Grube Maus verkaufen, starb aber vor Abschluss der Verkaufsverhandlungen. Sein Sohn Joseph Anton von Beroldingen verkaufte die Grube mit allen Taggebäuden und der Poche an zwei Basler Brüder namens Iselin. Die Arbeiten am Gauch wurden eingestellt, nur der Nikolausstollen im Mauswald weiter betrieben. Eine Befahrung im Jahr 1786 ergab, dass die Grube nicht fachmännisch betrieben und dadurch der Stollen gut 170 m in die falsche Richtung vorangetrieben worden sei. Als nach Anweisung des Bergrats vorgegangen wurde, zeigte sich bald darauf wieder die 60 cm mächtige Erzader.

1789 revoltierten die Franzosen gegen den Adel. 1792 erklärte Frankreich Österreich den Krieg. Aufgrund der Unsicherheit der Lage versuchten die Basler Besitzer, die Grube im Mauswald an das Bergamt (unter Preis) zu verkaufen. Zur Zeit sei es nicht möglich, mehr als eine Schicht im Monat arbeiten zu lassen. Der Bergrat Carato stimmte dieser Arbeitsreduzierung zu unter der Auflage, dass Nikolaus- und Barbarastollen in fahrbarem Zustand zu halten seien. Aufgrund der Kriegshandlungen auch im Wiesental und der ausbleibenden Zahlungen von Iselin aus Basel wurde die Grube neu an den Todtnauer Bürger Gaudentius Faller vergeben.

Nach dem Lexikon vom Großherzogtum Baden aus dem Jahr 1813 waren damals zwei Stollen auf silberhaltigem Bleiglanz im Abbau. 1826 erhielten Altbürgermeister Thoma und der Steiger Schnabel aus Schönau eine Schurfberechtigung. 1833 wurde die Grube Maus endgültig stillgelegt.

Mehrere Anläufe zur Wiederaufnahme des Bergbaus auf dem Mausboden zerschlugen sich. Um 1850 war nur noch der Stollen Bernhard in Gschwend, ein Zweigbetrieb der Grube Stephanie auf dem Schönenberg, in Betrieb. Um 1890 kam dann der Bergbau im Todtnauer Revier völlig zum Erliegen.

Photos:
(1) Unteres Ende des Mausdobels; (2) Blick von oben in den Mausdobel

ROTENBACH

Haufwerk / Pingen am Rotenbach
Haufwerk / Pingen am Rotenbach

Im 18. Jhdt. wurde auch auf der Grube Rotenbach gearbeitet. Diese liegt in der Nähe der Todtnauer Hütte, unterhalb des Feldberggipfels, beidseits des Fahrwegs, der von der Feldbergstraße zur Todtnauer Hütte führt. Die Grube Rotenbach war schon im Mittelalter bedeutend. Untersuchungen hatten ergeben, dass sich in dem Gelände noch fünf verschüttete Stollen, ein verstürzter Schacht und zwei Tagebaue früherer Bergwerksversuche befanden. Im Jahre 1761 wurde die Grube mit Unterstützung des Freiburger Bergrichters v. Mohr von einigen Bergknappen untersucht und bald darauf wieder in Betrieb genommen.

Im oberen Teil des Grubenfeldes in über 1300m Höhe befand sich die höchst gelegene Stollen- und Schachtanlage des Schwarzwaldes. So wird es verständlich, wenn in einem Bericht nach Wien geklagt wird: "Wegen des Winters muss das Silber- und Kupferbergwerk über sechs Monate unbearbeitet bleiben."

In seiner Mineralführung unterscheidet sich der Rotenbachgang von den anderen Erzlagerstätten des Südschwarzwalds. Flussspat fehlt hier völlig, dafür treten gegenüber Bleiglanz vermehrt Kupfererze auf.

Da im gesamten Todtnauer Gebiet die Erze weitgehend abgebaut waren, versprach man sich hier nur von einem Tiefstollen einen gewissen Erfolg, nach 150 Metern traf man auf den Erzgang, nach weiteren 45 m auf drei mit Wasser und Schlamm gefüllte Schächte.

In einem ausführlichen Gutachten aus dem Jahr 1761 hegten die Beteiligten die Hoffnung, binnen Kurzem Kupfer- und Bleierze zu gewinnen. Im Jahr darauf wurde berichtet, dass der obere Stollen No 9 auf einer Länge von 22 m ausgeräumt sei und im unteren Stollen No 5 sollte das Feldort weiter nach Westen vorgetrieben werden. Im Osten oberhalb von Schacht 1 befinden sich viele silberhaltige Bleierze. Wichtig erschien dem Bergrichter v.a. das Ausleeren von Schacht 3, und tatsächlich konnten hier silberreiche Erze gefördert werden. Da die Ergiebigkeit im Sommer 1766 jedoch stark abnahm, stellte man den Betrieb an diesem Ort wieder ein. Im Frühjahr 1767 kam es zu einem weiteren Rückgang der Belegschaft, da diese z.T. für die Grube Maus abgeworben wurde. Der Betrieb am Rotenbach wurde dennoch weiter mit zwei Hauern betrieben und erbrachte auch noch im Sommer 1768 Silber.

Nach dem Verzicht eines Privateigners auf seine Anteile am Bergrecht der Grube Rotenbach ging diese 1771 ganz in staatlichen Besitz über („Kaiserlich-Königliches Kupferbergwerk am Rotenbach“). Im Herbst 1783 kam dann das Aus für die Grube am Rotenbach. Die Unternehmensfamilie Litschgi, die das Bleibergwerk Hofsgrund betrieb, sah sich aus Kostengründen außer Stande, dieses weiterzuführen und bot der k.&k. Hofkammer an, die Hälfte des Werkes zu übernehmen. Die Landesregierung willigte ein und beschloss, die 400 Gulden, die man jährlich in den Rotenbach investierte, nun für Hofsgrund zu verwenden.

1789 wurde der inzwischen verstürzte untere Stollen durch einen örtlichen Bergmann geöffnet, der die Überzeugung gewonnen hatte, dass die Grube 6 Jahre zuvor überstürzt geschlossen worden sei. Nachdem die Grube 5 Jahre später wieder unter der Aufsicht der Landesherrschaft stand, darf angenommen werden, dass er Recht hatte und noch ausreichend abbauwürdige Erze vorhanden waren.
Die k. u. k. Hofkammer befürwortete den Bau eines Pochwerkes mit sieben Stempeln, einer Erzwäsche und eines geräumigen Zechenhauses. So begannen völlig überraschend Bauarbeiten für ein Poch- und Waschwerk am Rotenbach, wofür die finanziellen Mittel nie aufgewendet worden wären, wenn nicht ein ausreichend großer Erzvorrat nachgewiesen worden wäre. Doch die Arbeiten am Rotenbach wurden nach dem Durchbruch der Franzosen bei Todtnau weitgehend eingeschränkt.

Im Frieden von Campo Formio (Oktober 1797) bekam der Herzog von Modena als Ausgleich für verlorene Gebiete den Breisgau zugesprochen, bestätigt im Frieden von Luneville. Aber erst, als ihm auch noch die Ortenau zugesprochen wurde, nahm er den Vertrag an. Daraufhin reiste 1803 eine Delegation von Beamten aus Österreich und Modena nach Todtnau, um die letzten unter staatlicher Aufsicht stehenden Bergwerke zu übernehmen. Bei der Übergabe des oberen Wiesentales an den Herzog von Modena im Jahre 1803 sind die Anlagen am Rotenbach als "voll funktionsfähig" ins Protokollbuch eingetragen worden. Die Aufzeichnungen erwähnen ein zweistöckiges Zechenhaus, eine gemauerte Bergschmiede und ein einstöckiges Pochwerk am Rotenbach.

Die letzte Erwähnung der Taggebäude am Rotenbach erfolgte im Lexikon vom Großherzogtum Baden aus dem Jahr 1816.

Im Sommer 1852 mutete die Berginspektion Münstertal im Todtnauer Revier 12 Erzgänge, darunter auch Rotenbach. Im Zuge der Rohstoffknappheit im Erste Weltkrieg wurden erneut Untersuchungen am Rotenbach aufgenommen, doch das ersehnte kriegswichtige Kupfer konnte nicht in ausreichender Menge aufgefunden werden.

ROTWIESE

In Brandenberg zieht eine mittelalterliche Pingenreihe von der rechten Talseite der Rotwiese nach Süden über den Hochfelsen und die Mühlhalde bis in die Nähe des Feldbergpfades. Diese Stollen, Schächte und Verhaue legen noch heute ein beeindruckendes Zeugnis für die mühevolle Arbeit der Bergleute ab. Da diese Geländeeinschnitte nicht abgesichert sind: Vorsicht beim Bewegen im Gelände.

Bei einer Untersuchung Stollens am Bach im Jahr 1776 wurde festgestellt, dass der Erzgang bis zur Erdoberfläche ausgebeutet sei.

MOLLENBACH

Dr Tholus Quelle
Dr Tholus Quelle Das Wasser der Quelle stammt aus dem dahinter befindlichen Stollen

1776 wurden Aufwältigungsarbeiten an alten Stollen oberhalb der Dr.-Tholus-Quelle aufgenommen. Mit den Aufräum- und Sicherungsarbeiten kam man gut voran. Aber der Bergbau am Mollenbach wurde ein Misserfolg und die Arbeiten bald eingestellt.

GSCHWEND

Im Jahr 1786 untersuchte der Freiburger Bergrat Carato die alten Stollenanlagen am der Stalden in Geschwend. Dort traf er auf vier übereinander liegende Stollen vor. Er glaubte, dass man riskieren könne, hier den Bergbau wieder aufzunehmen.

Im Jahr 1803 werden der St.Bernhard- und der Gottlieb-Stollen erwähnt. Im St.Bernhard-Stollen lagerten noch 300 Zentner an silberhaltigem Bleiglanz. So muss also zeitweise in den Gruben gearbeitet worden sein.

Aber auch hier konnten beteiligte Unternehmer nicht dauerhaft mit Gewinn arbeiten. Um 1890 endet der Bergbau an dieser Stelle, auch Flussspat konnte hier nicht gefunden werden.

Im Revier Todtnau liegen außerdem noch eine ganze Reihe weiterer kleinerer Stollen und Gangzüge, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden.