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Todtnauberg - Weitere Entwicklungen bis ins 17. Jh

Das 15. Jahrhundert in Todtnauberg

Todtnauberg - Ortsteil Stohren
Todtnauberg - Ortsteil Stohren Im Hintergrund links der Radschert

Nach wie vor zeigte sich der Bergbau auf dem Todtnauberg jedoch als stabil. Anfang des 15. Jhdts war eine Schachtanlage zur Wasserhebung gebaut worden, weil ein entwässernder Tiefstollen fehlte. 1437 taucht der Flurname „bi der oberen radstat“ auf, also der Platz des oberen Rades. Die Grube Gauch besaß hier diesen Radschacht, dessen Rad von zwei langen, künstlich angelegten Wasserleitungskanälen (Radwuhren) vom Sunnenbach/Schweinebach her mit Wasser versorgt wurde. Neben der Wasserförderung aus den Stollen diente der Schacht auch zur Erzförderung. Der heutige Todtnauberger Ortsteil Radschert enthält in seinem Namen noch das alte Wort "Radschacht".

Die Position des tiefen Radschachts ist noch heute durch eine deutliche Geländeeinsenkung und eine große Schachthalde am Nordostende der Ortschaft im Gewann Büreten zu erkennen.

Direkt an der Serpentinenstraße bei Aftersteg liegen die Stollen der Grube Gauch, die den Beginn des BErgbaus auf diesem Gang markieren. Um das Erz in noch größerer Teufe abbauen zu können, legte man unterhalb von Aftersteg einen 1,6 km langen Erbstollen an, der den bisherigen Abbau unterfahren sollte und der heute zur Brunnenstube umgebaut ist.

Photos oben (c) Jörg Geißler
(1) "Schatzstein" am Todtnau(berg)er Wasserfall. (2) Mrkscheiderzeichen am "Schatzstein" - der Kreis mit dem Kreuz steht für den Radschacht, die davon links unten wegzeigenden Strahlen für den eingebrochenen Hanglochstollen, für die Stollen Gauch 1 und Gauch 2 sowie für den Mühlenboden als südlichstem Vermessungspunkt (Weiter links am Felsen noch weitere Zeichen, die aber vom Moos überdeckt waren (21.07.2020))

Fasergneis
Fasergneis Aufschluss an der alten Todtnauer Straße

1464 endet der Bergbau „Ze-der-Bach“, doch das tat dem Bergbau auf dem Todtnauberg keinen Abbruch.
Die mittlere Grube beim Dorf ("des Aneros und der Koler fron") sowie die Radschert-Grube konnten weiterarbeiten. Außerdem erfuhr die Grube Gauch eine Aufwertung, indem die arbeitlos gewordenen Knappen der geschlossenen Grube Ze-der-Bach sich ihrer annahmen und Beziehungen zu anderen Revieren der Region einsetzten.
So wurde der aus Hausach stammende und im elsässischen Bergbau erfolgreiche Bergingenieur Clewi Wölfle angeworben und im Jahre 1464 beauftragt, den Erbstollen von Aftersteg auszumessen, dabei handelt es sich wohl um den Stollen, der später die „untere St Anna“ genannt wurde. Das Ziel war , den alten Vorderen Berg mit der erschöpften „Ze-der-Bach“-Grube zu unterfahren und in der Tiefe zu erschließen.

Dies ist die erste Erwähnung eines Markscheiders im Schwarzwald. In diese Zeit dürfte der sagenumwobene Schatzstein von Todtnauberg fallen, der lange zahlreiche Glücksucher anlockte, die an den Todtnauer Wasserfällen nach vergrabenem Gold suchten. Heute weiß man, dass die Zeichen auf dem Stein („Kreuzfelsen“ oder „Schatzstein“ genannt) Schiner-Zeichen (Markscheider-Zeichen) sind, die die Lage der Gruben von Aftersteg bis zum Radschert oberhalb Todtnauberg angeben.

Halden am Radschert
Halden am Radschert Im Mittelgrund links von der Mitte die größere Halde, in der Kurve am Weg weiter unten die kleine Halde

16. und 17. Jahrhundert

Bergbauspur
Bergbauspur Einsenkung an der Wegzweigung zwischen dem Todtnauberger "Kreuzweg" an der "Allee" zur Lourdesgrotte und dem Weg zum ehemaligen Ebnethof

Nach Angaben aus den Jahren nach 1500 lässt sich erschließen, dass der Radschacht bis dahin bis in 200 m Tiefe abgeteuft worden war.

Seit Ende des 15. Jhdts und insbesondere nach dem Reichstag in Freiburg 1498 gab es ein besonderes Interesse des Kaisers Maximilians und seiner Innsbrucker Hofbeamten am Silberbergbau in Todtnau. Größte Hoffnung setzte man in die Vollendung des weitgediehenen Projekts am Gauch. Der Tiefstollen von Aftersteg her sollte bis unter den Richtschacht am Radschert geführt werden.
Die „Sankt Annen Grueb im Gouch“ wurde inzwischen als so wichtig angesehen, dass im Mai 1505 Mathäus Ridler zum „Bergrichter zu Totnaw Im Gauch“ mit Wohnsitz in Todtnauberg bestellt wurde. Das gesamte rechtsrheinische Gebiet wurde schließlich dem Todtnauer Berggericht unterstellt.

Allerdings war es mit der Zahlungsmoral der Teilhaber der St Annen-Grube nicht immer gut bestellt. Die Arbeiten gingen bis 1511 nur schleppend voran, schließlich soff die Fundgrube am Radschert ab. Darauf wurde eine die Bergordnung von 1438/39 überarbeitet und schärfere Kontrollen eingeführt. 1514 wurde endlich ein Durchschlag auf die „rechte Kluft“ geschafft und das Erz stand in ganzer Stollenbreite an. Die Gewerken mussten sich aber noch weitere zwei Jahre gedulden, v.a. die „Nebenkosten“ für einen neuen Schmelzofen standen noch an, während man doch nun Gewinne erwartete. Nach der Errichtung von Erzmühle, Poche und Schmelzwerk konnten endlich erste Lieferungen von Silber nach Freiburg erfolgen.

1517 wurde eine neue Bergordnung erlassen, die bis 1731 Gültigkeit besaß. Sie musste erst mit Fingerspitzengefühl durchgesetzt werden, da sie neues Recht setzte. Doch diese Bemühungen wurden durch eine Seuche unterbrochen. Während des Bauernkrieges wurden die Verhüttungsanlagen am Gauch vernichtet, die Arbeiten standen bis 1537 still. Die Grube verfiel.

So hielt es der Unternehmer Christoph Kügler 1534 für günstiger, alte Gruben am Stohren und auf der Halde beim späteren Hofsgrund zu bebauen als am heimischen Gauch. 1537 wird dann „Sand Anna Grueben im Gauch zu Tottnauw“ an 11 Züricher Bürger verliehen. Aufgrund der hohen Kosten für Vorarbeiten (Sümpfung, Sicherungsarbeiten etc) wurde eine dreijährige Fronbefreiung vereinbart vom Zeitpunkt an, da die Gänge erreicht würden. Die Arbeiten erwiesen sich als sehr gefährlich, drei Arbeiter ertranken.
1542 wurden die Züricher Unternehmer um ihre Anteile gebracht, eine neue Gewerkengruppe zog auf den Schauinsland, die Anlagen auf dem Müheboden unter dem Gauch wurden baufällig. 1549 wurden die Gebäude abgerissen.
1558 nahmen neue Gewerkschaften am Gauch wieder auf, doch konnten die Kosten dafür nicht mehr getilgt werden. Durch die Entdeckung Amerikas, das billiges Silber nach Europa lieferte, sowie eine allmähliche Erschöpfung der Lagerstätten im südlichen Schwarzwald, trat in den Jahren nach 1580 eine schwere Bergbaukrise ein. Viele Bergleute wurden arbeitlos und zogen in andere Reviere fort. Das Bergrichteramt Todtnau, das seit dem Jahre 1300 bestand, wurde aufgelöst. Seit 1601 sind die Gruben am Todtnauberg auflässig.

1605 war der Bergbau in der Region schließlich völlig niedergegangen, nur noch von armen Leuten wurde gebaut. Mit Beginn des 17. Jh. erlosch so der Bergbau im gesamten Revier. Die Bedeutung der Stadt Todtnau sank, man musste die Kirchenglocken versetzen, um die Steuern zahlen zu können. Dazu kamen die verheerenden Brände von 1553 und 1689, bei der die Stadt Todtnau fast komplett niederbrannte. Dadurch verlor Todtnau seinen städtischen Charakter und sank zu einem unbedeutenden Dorf herab.