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Baiersbronn - Inhalt, Quellen, Weiterführendes

Geschichte des Ortes Baiersbronn

Baiersbronn, das seit 1320 zu Württemberg gehört, wird 1292 erstmals urkundlich erwähnt. Eine erste Schule wird 1627 nachgewiesen.
Die Bewohner des Murgtals waren hauptsächlich in der Land- und Holzwirtschaft beschäftigt. Nicht erst der Waldbrand von 1800 ließ das Murgtal verarmen, sondern die fast vollständige Abholzung der Waldungen durch die Holzkompagnien führten dazu. Aufgrund der sozialen Situation (Missernten, allgemeine Armut) wanderten ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Baiersbronner nach Nordamerika aus. Mit der Murgtalbahn kam 1901 der Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Staatsbahnen und der benachbarten Badischen Staatsbahnen.
Erst mit der Zunahme des Tourismus nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Baiersbronn einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Bergbau im Bereich Baiersbronn

Bergbau im Nordschwarzwald ist urkundlich erst aus dem Mittelalter bekannt. Auch Baierbronn hatte einen Bergvogt, der möglicherweise im Christleshof in der Parzelle Reutle ansässig war.

Doch es gibt Hinweise, dass der Bergbau auch hier schon früher umging. Nach Otto Züfle, der das Wilhelm-Hauff-Museum im Baiersbronner Oberdorf leitet, gibt es im Gebiet von Baiersbronn einige bergmännische Schutthalden, alte Grabungen, Pingen, mögliche Verhüttungsplätze und sogar Grubenmünder, die auf eine frühere Entstehung schließen lassen. Auch könnten die großen Keller im Baiersbronner Oberdorf, die teilweise noch existierten, wie zum Beispiel im Pfarrhaus, Beispiele für eine Nachnutzung ehemaliger Stollen und Verhaue angesehen werden. „Erst wurde der Erzader nachgegraben, dann das Gebäude über dem so entstandenen Keller erstellt".

Nicht nur die Landschaftsformen um Baiersbronn herum deuten auf den Bergbau in früheren Zeiten hin, sondern auch die in Baugruben gefundenen Bruchteilchen, mineralische Anträge und Spuren von Werkzeuggebrauch. Forsthistoriker Markus Herbener von der Universität Freiburg identifizierte Quellen- und Brunnenwässer teils als Grubenwässer. Außerdem war man auf Verkieselungen gestoßen, die entstehen, wenn Reste des Feuersetzens in Bergwerkstollen zum Brüchigmachen des Gesteins von mineralisierten Bergwässern umflossen werden.

Bergbaufelder im Revier Baiersbronn

Zu der heutigen Gemeinde Baiersbronn gehören folgende Grubenfelder:

Das Friedrichstal - mit der Grube (Untere) Sophia.
Schönegründ mit der Grube Königswart
Klosterreichenbach
Rechen

Bergbau im Friedrichstal

Dass in Baiersbronn mehrere Hüttenwerke standen, galt schon länger als gesichert. Als die Gemeinde Baiersbronn einen Erlebnispfad ("Im Tal der Hämmer") anlegen wollte, stieß der Baiersbronner Gemeindehistoriker Wilhelm Günther auf eine Karte der Herzoglichen Hüttenwerke, in der die Grube „Sophia“ eingezeichnet war. Von ihr war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr bekannt, da der Eingang verschüttet war. Die Grube konnte anhand der Karte lokalisiert werden und wurde am 21. Juli 1995 freigelegt.

Zur Unterscheidung zu der Grube „Sophia“ in der Nähe des Langenwaldsees wird die Grube bei Baiersbronn in der Literatur „Untere Sophia“ genannt. Der (damalige) Archäologiestudent Uwe Meyerdirks hat sie erforscht und die Ergebnisse in dem Heft "Die ehemalige Grube Unter Sophia" der Dorfgemeinschaft Friedrichstal veröffentlicht. 1598 wird eine Grube „Sophia im Christophstal“ erwähnt. Uwe Meyerdirks ist der Meinung, dass es sich dabei in Wirklichkeit um die Untere Sophia bei Baiersbronn handelt.

Die Grube hatte eine wechselvolle Geschichte wie fast alle ertragsarmen im württembergischen Schwarzwald. So ist von der Grube in den Bergprivilegien Herzog Christophs III. 1663 die Rede. Bald darauf scheint der Betrieb jedoch wieder geruht zu haben. 1750 wurde von einem Bergmann Geiger eine Gesellschaft für den Betrieb der Grube gegründet und betrieb diese bis Ende des Quartals Riminiscere 1758.

Insgesamt gehören drei Stollen zur Grube „Untere Sophia“der Obere Stollen, der Tiefe Stollen (etwa 6m unterhalb des Oberen Stollens) und der Neue Stollen auf der gegenüberliegenden Talseite (etwa hinter dem Gasthaus Eintracht).
Auf dem oberen Stollen gibt es zwei Schächte (Gesenke) – das „Untere Gesenk“ etwa 36 vom Mundloch entfernt (5m tief und 3m lang), das „Obere Gesenk“ bei 40 m (2,6m lang und 18m tief). Zusätzlich gab es einen Quergang nach Süden kurz vor dem 2. Gesenk, der 7m Lang war. Die Länge dieses Stollens lässt sich nicht mehr feststellen. Der Neue Stollen hatte bereits eine Länge von 104m (52 Lachter).

Aufwältigungsarbeiten 1750
Als Geigers Gesellschaft die Grube wieder aufgewältigt hatte, wurde der Obere Stollen bis zum Oberen Gesenk instand gesetzt und danach der Tiefe Stollen weiter vorgetrieben. Schließlich erreichte man einen Erzgang, den man für den „Sophia-Gang“ hielt. Erst nachdem an den Stollen 46 m nach Westen vorangetrieben hatte, bemerkte man den Irrtum, trieb den Stollen nun nach Süden voran und traf nach 10 m auf das untere Gesenk. Von dort verlängerte man den Stollen nun in Richtung auf das Obere Gesenk. Dieses wurde um 4,5 m abgeteuft bis zu viel Grundwasser in den Schacht einbrach. Eine versprochene Wasserkunst aber wurde nie eingebaut.
Von dieser Sohle aus wurde ein weiterer Gang nach Südwesten angelegt. Aber bereits nach 11m war nach einer Sprengung der Wassereibruch so gewaltig, dass alle Arbeiten an dieser Stelle eingestellt wurden. Dafür wurde der noch nicht betriebene Neue Stollen geöffnet und instandgesetzt. Etwa 58 m vom Mundloch entfernt wurde ein Querschlag auf 25 m Länge angelegt und der ober Stollen auf ganzer Länge instandgesetzt und möglicherweise auch verlängert. Außerdem wurde ein weiterer Querschlag (122 m vom Mundloch entfernt) auf einer Länge von 18 - 20m aufgefahren. Danach wurde der Betrieb der Grube eingestellt.

1768 mutete der Bergmann Michel Georg die Grube erneut und betrieb sie zusammen mit einigen anderen Bergleuten. Man begann damit, den oberen Stollen wieder instand zu setzen und danach um ca 144m zu verlängern. Der Querschlag, der zuletzt von der vorherigen Gewerkschaft angelegt wurde, wurde auf 22m verlängert. Auch wurde ein neues Gesenk mit mindestens 2m Tiefe angelegt. Bald darauf aber kam es wieder zur zeitweiligen Stilllegung der Grube.

1790 wurde von Bergrat Widemann vorgeschlagen, alle anderen Gruben stillzulegen und nur die Untere Sophia wieder zu betreiben. Ob und ab wann es dazu kam, ist nicht bekannt - lediglich, dass sie 1812 noch einmal in Betrieb war. In dieser letzten Betriebsperiode wurde der Obere Stollen bis auf ca 350m verlängert. Nach dieser Betriebsperiode wurde der Betrieb der Grube endgültig eingestellt.

Nach der Vermutung von Lokalforschern wurde auf dem „Tiefen Stollen“ auch Kobalt abgebaut, dies kann aber m.E. auch auf einer Verwechselung mit der „Unteren Sophia“ im Christphstal beruhen. Nach der Bestandsliste im Mineralienatlas lässt sich im Friedrichstal aber nur „Limonit“ finden.

Der Eingang zum „Neuen Stollen“ wurde beim Bau der Bundesstraße verfüllt.

Heute ist die „Untere Sophia“ ein Besucherbergwerk. Dank des unermüdlichen Arbeitseinsatzes von Ehrenamtlichen hat sich das ehemalige Bergwerk zu einem Kulturdenkmal von Friedrichstal und der gesamten Gemeinde Baiersbronn entwickelt. Seit 2015 gibt es regelmäßig Führungen.

Die Grube Königswart

Die Grube Königswart ist mineralogisch der interessanteste Aufschluss im Bereich Baiersbronn. Vermutlich wurde hier schon im 12. Jhdt Bergbau betrieben. Darauf weist ein oberhalb des Bergwerks aufgefundenes Monument des Pfalzgrafen zu Tübingen aus dieser Zeit hin. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1488, als der Markgraf Christoph von Baden das Bergrecht von Schwaz und Sterzing verlieh. Ab 1595 gehörte die Grube zu Württemberg. Bekannt sind ein umfangreicher Abbau aus dem 18. Jhdt. und Schaustufden aus dem 19. Jhdt.

Die Grube liegt am östlichen Hang des Murgtals im Bereich von Schönegründ. Sie wurde über Minimum zwei Stollen erschlossen. Der Gang enthält Quarz mit einer Kupfer- und Kupfer-Wismut-Vererzung. Überwiegend sind die Erze eingewachsen, nur selten freistehend. Haupterze sind Tennantit (arsendominiertes Fahlerz) und Emplektit. Aufgrund seiner Nähe zu den Störungen des Freudenstädter Grabens ist der Gang stark oxidiert mit entsprechnden Sekundärmineralien.

Abgebaut wurden vor allem silberhaltige Erze. Zusammen mit Neubulach und Christophstal (Freudenstadt) war es die wichtigste Abbaustätte für Silber auf württembergischem Grundgebiet. In allen drei Lagerstätten kommen hauptsächlich Fahlerze vor. Die Erze enthielten auch Eisen, das in den Hammerwerken und Hochöfen von Christophstal verhüttet wurde.

Bestandsliste Königswart

Allophan, Arseniosiderit, Atelestit, Azurit, Baryt, Beyerit, Bismutit, Chalcedon (Var.: Quarz, Mogánit), Chalkopyrit, Chalkosin, Chrysokoll, Cinnabarit, Cornwallit, Covellin ?, Cuprit, Emplektit, Eulytin, Goethit, Kaolinit ?, Klinoklas, Kupfer, 'Limonit', Malachit, 'Manganogel', Mixit, Olivenit, Parnauit, Quarz, Rauchquarz (Var.: Quarz), Richelsdorfit, Serizit (Var.: Muskovit), Siderogel (Var.: Goethit), Silber, 'Tennantit-Serie', 'Tetraedrit-Gruppe', 'Tetraedrit-Serie', 'Wad', Wroewolfeit