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Neuenbürg - Quellen, Bergbau, Mineralien

Geologie und Mineralogie des Neuenbürger Reviers

Im Bereich Neuenbürg stehen Schichten des mesozoischen Deckgebirges, hier Buntsandstein an. Aufgeschlossen sind im Gebiet Neuenbürg-Pforzheim Schichten des mittleren und oberen Buntsandsteins. Im Allgemeinen bildet das Röt (Tone des oberen Buntsandsteins) die oberste Schicht, nur im Süden gibt es einige Bereiche, in denen Muschelkalk reliktisch als Inseln den Buntsandstein überlagert. Im übrigen Gebiet ist er bei der Landhebung im Tertiär abgetragen worden.
Der ursprünglich über dem Buntsandstein liegende Muschelkalk ist ebenfalls im gesamten Neuenbürger Revier bis auf wenige Inseln im Südosten abgetragen. Unter dem Buntsandstein folgen geringer mächtige Schichten permischer Gesteine (Rotliegendes) und noch tiefer Granite und Gneise des Grundgebirges. Die nordöstlichen, über Tage aufgeschlossenen Grundgebirgsvorkommen finden sich im Eyachtal und bei Wildbad.

Bei der Orogenese der Alpen wurde der Schwarzwald und damit auch das Gebiet südlich Pforzheim gehoben. Durch den Einbruch es Rheingrabens kam es zum Abbau der Spannungen und zur Ausbildung von zahlreichen Störungen im Bereich des Schwarzwaldes. Entlang dieser Störungen und Klüfte kam es im gesamten Bereich Pforzheim-Würm-Enzklösterle-Neuenbürg im Tertiär zur Bildung von hydrothermalen Gängen. Insgesamt sind ca. 70 Gänge bekannt. Die ertragreichen Gänge liegen im Buntsandstein und weisen eine Mächtigkeit im Zentimeterbereich bis zu vier Meter auf, typisch sind ein Meter.

Bergbau ging nur in einem sehr begrenzten Abschnitt des Buntsandsteins um. Er reichte von den Röttonen (bei Langenbrand) bis ins obere Drittel des Mittleren Buntsandsteins (Schnaizteich bei Neuenbürg) hinab. Auffällig ist, dass die meisten Gänge des Neuenbürger Reviers in Oberflächennähe abbauwürdig waren, ihr Erzreichtum jedoch oft bereits in geringer Tiefe rasch nachließ.

Zu welcher Zeit die Kluftbildung tatsächlich begann, lässt sich nicht sicher rekonstruieren. Doch scheinen wesentliche Aktivitäten erst in der Folge tektonischer Großbewegungen, wie der Oberrheingraben-Einsenkung im Tertiär (vor etwa 15 Mio. Jahren), eingesetzt zu haben. Später kam es durch tektonische Bewegungen zum Aufreißen weiterer Klüfte, dieses Mal senkrecht zu den vorherigen. Dies kann man in der Grube Frischglück gut erkennen.

Wiederholte Kluftöffnungen führten dazu, dass heiße Wässer aufsteigen konnten und die gelösten Mineralien in den kühleren oberflächennahen Bereichen absetzten. Zu den ,,primären'' Gangmineralen gehören Baryt, Siderit, Rhodochrosit, Fluorit, Quarz, Kupferkies und Hämatit (als Eisenglanz).

In größerer Teufe tritt als primäre Paragenese Quarz-Baryt-Siderit mit untergeordnet Hämatit und spärlich Sulfiden und Fluorit auf. Besonders Siderit und Fluorit nehmen nach oben hin rasch ab. Fluorit in sammlungswürdigen xx gibt es neben der Käfersteige nur von drei Gruben bei Grunbach – die Grube Ritterberg, und nordwestlich von Grunbach die Grube Mausstollen im Heiligenwald und die Grube Reutbachklinge. Die xx sind ausschließlich auf Halde zu finden, die tiefen Abbaue der Gruben, aus denen sie wohl stammen, stehen unter Wasser.

Die erzführenden Gänge sind mit Brekzien gefüllt, diese bestehen aus Schwerspat und Buntsandstein und sind mit Brauneisen umkleidet (,,Kokardenerze''). Das manganhaltige Eisenerz hatte einen Eisengehalt von 50 Prozent und war deswegen für die Stahlherstellung sehr willkommen.

An der Oberfläche kommen Quarz und Baryt als Gangarten vor, Fluorit fehlt weitestgehend. Bedingt durch die Hebungsvorgänge und damit verbundener, stärkerer Abtragung wurden die mineralisierten Spalten für sauerstoffhaltige und deshalb oxidierende Oberflächenlösungen (Tagwässer, Grundwässer) zugänglich. Damit wandelten sich die Primäererze in Sekundärmineralien um. So entstanden bei der ,,Unterwasser-Verwitterung'' von Siderit die unterschiedlichsten Goethit-Varietäten, in der Hauptsache derbes Brauneisen und Brauner Glaskopf. Außerdem ging aus dem Siderit der Psilomelan hervor. Eingelagert in die Hohlräume der Gänge findet sich ein feinstkörniges Gemenge von Glimmer, Quarz, Hämatit, Kalifeldspat und etwas Kaolinit, das einen zähen, rotbraunen ,,Letten'' (Ton) bildet. Der Ton führt häufig zerriebenen Baryt und Sandsteinbruchstücke.

Bergbaugeschichte

Aufmerksame Wanderer stoßen in den Wäldern um Neuenbürg auch heute noch auf tiefe Mulden, Gräben oder Gesteinshalden mit Schwerspat und Eisenerzstücken. Diese Veränderungen im Gelände und Flurnamen wie "Eisenwald", "Eisenertann" oder "Erzwasch" lassen erkennen, daß es sich hier um ein ehemaliges Bergbaugebiet handelt.

Frühzeit des Bergbaus
Bereits in der Frühlatènezeit um 500 v. Chr. wurde bei Neuenbürg Eisenerz abgebaut. Dazu wurde vor allem in Form von Pingen oberflächlicher Erzbau betrieben. Dieser Bergbau muss so bedeutend gewesen sein, dass die Kelten eine befestigte Höhensiedlung auf dem heutigen Schlossberg anlegten.
Das Erz wurde vor Ort verhüttet. In unmittelbarer Nähe zur Grube Frischglück wurden sieben Rennöfen gefunden, die das Eisen aus dem Erz gewannen. Darüber hinaus konnten durch archäologische Untersuchungen weitere 50 Rennöfen lokalisiert werden. Demnach wurde schon vor 2600 Jahren in der Umgebung Neuenbürgs Eisen gewonnen.
Aufgrund der archäologischen Untersuchungen 1995/86 wurde klar: Das alte Neuenbürger Bergbaurevier des oberen Schnaizteichs bei Waldrennach muss unter den Kelten um 500 v.Chr. zu den größten Eisenerzvorkommen und Eisenverhüttungsplätzen nördlich der Alpen gehört haben.
Das gewonnene Eisen wurde gehandelt. Aufgrund des Osmiumisotopenverhältnisse des Erzes konnte es z.B. auch in eisernen Gegenständen aus dem keltischen Hochdorf nachgewiesen werden. Anhand der gefundenen Rennfeueröfen wurde nachgewisen, dass es sich um die ältesten ihrer Art im mitteleuropäischen Raum handelt. Die Anlage dieser Öfen spricht auch dafür, dass eine gezielte Planung dafür stattgefunden hat. Eine für damalige Zeiten „Hightech-Region“ im Schwarzwald. Geleitet worden sei das Ganze wohl vom Schlossberg aus, wo schon frühere archäologische Grabungen Erkenntnisse über die Anwesenheit der Kelten gebracht haben.

Der Fund einer römischen Eisenhütte bei Pforzheim zeigt, dass auch die Römer, die zwischen 70 und 250 n. Chr. in der Region siedelten, Eisenabbau betrieben.


Mittelalter
Urkundliche Belege für den Eisenerzbergbau im frühen Mittelalter existieren nicht, allerdings wurde durch mehrere Grabungskampagnen nachgewiesen, dass im 8. und 9. Jahrhundert Bergbau auf Eisenerz betrieben wurde.
Im späteren Verlauf des Mittelalters gibt es Belege für Bergbau aus den Jahren 1100 und 1442 durch die Grafen von Straubenhardt. Im Jahr 1527 wurden in einem württembergischen Lagerbuch fünf "Yisengruben" in der Umgebung von Neuenbürg erwähnt.


Neuzeit
In der frühen Neuzeit wird Bergbau unter Herzog Eberhard III betrieben. Er lässt ab 1654 erste Stollen vortreiben. Dies war jedoch nicht erfolgreich und wurde zwei Jahre später aufgegeben. Noch wurde der Bergbau an der Oberfläche betrieben.
Erst ab 1720 wurden Tiefbaue angelegt. Diese wurden durch sächsische "Entwicklungshilfe" möglich - die Gebrüder Christian und Jakob Viehweg, legten im Schnaizteich den Christians- und den Jakobstollen an. Das gewonnene Eisenerz lieferten sie an das Hüttenwerk Benckiser in Pforzheim. 1758 mussten die Gebrüder Viehweg aus wirtschaftlichen und altersbedingten Gründen ihre Schürfrechte an diese Firma verkaufen. In dieser Zeit entstanden z.B. die Hummelrainer Gruben und später auch die Frischglück Grube.

Die Hauptbetriebsperiode lag zwischen 1770 bis 1866.
Seit 1770 ist die Grube Frischglück in Betrieb. Ab 1797 wurde das gewonnene Eisenerz im 60 km entfernten Friedrichstal verhüttet. Das gewonnene Erz war aufgrund der geringen Schwefel-Beimengung und der Kupfer-Armut ideal für die Produktion von Gusseisen.
Erste erfolgversprechende Versuche zur Stahlerzeugung aus dem Erz der Grube Frischglück erfolgten 1804 auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich. Das Neuenbürger Erz war durch seinen hohen Mangangehalt und geringen Gehalt an Schwefel sehr geeignet. Der "Neuenbürger Stahl" kam in seiner Qualität dem englischen gleich - damals dem besten der Welt. Der aus heimischem Erz gewonnene Stahl wurde später auch in der inzwischen gegründeten Neuenbürger Sensenfabrik "Haueisen & Sohn" zu Sicheln und Sensen verarbeitet. Die Firma war Marktführer in Deutschland. Eine andere Firma produzierte aus dem Neuenbürger Stahl Ofenplatten und Bügeleisen.
Nachdem 1851 der Sprengvortrieb und Gedinge-Arbeit eingeführt wurden, wurde auch der Bergbau auf Akkord-Arbeit umgestellt. Die Vorräte waren jedoch 1866 weitgehend erschöpft, die Nachfrage sank, die Kosten stiegen aufgrund der Festigkeit des Gesteins. Die Hochofenwerke in Pforzheim und Friedrichstal wurden 1859 bzw. 1868 geschlossen. Die technische Entwicklung Mitte des 19. Jahrhunderts machte den Eisenerzbergbau im Schwarzwald unwirtschaftlich, zumal zu den Hochöfen billiger hereingewonnene Erze aus Schweden herangebracht wurden.

Nachgeschichte

Mitte der 1970er Jahre fand sich am Neuenbürger Gymnasium eine Gruppe von Lehrern, Schülern und Angestellten zusammen, die sich, zunächst als Mineralienfreunde, für die Besonderheiten der näheren Heimat interessierten und daher mehr über den alten Bergbau zu erfahren suchten.
Von 1976 an wurde das Grubengebiet nach bergbaulichen Gesichtspunkten abgesucht, wobei man alsbald fündig wurde. Schon 1977 war nach alten Plänen bei der "Barbara-Kapelle" nach dem legendären "Friedrichstollen" gegraben worden, den 1804 der spätere König Friedrich von Württemberg "achzig und etliche Lachter höchstpersönlich befahren" hatte. Das Ziel wurde nicht erreicht, der Stollen bis heute nicht gefunden.
In der Folge grub man nach den Erzgängen der Grube Christian im Schnaizteich. Im April wurde der untere Stollenmund C aufgefunden und im Anschluss untersucht. Ein 20m hoher Schacht, der zur Verbindungsstrecke des Friedrichstollens führte, war mit Versatz gefüllt und musste ausgeräumt werden. Aber auch die Strecke zum Friedrichstollen war verfüllt und stand sogar teilweise unter Wasser.
Daraufhin beschloss die ARGE Bergbau 1979, die Grube Frischglück in Angriff zu nehmen. Im Mai 1979 wurde das Mundloch der unteren Sohle geöffnet. Hier hatte man nun endlich Glück: Die Frischglückgrube war auf drei Sohlen begehbar, mitsamt den verbindenden Schächten und einer enormen Weitung zwischen der unteren und der mittleren Sohle. Ein idealer Ort also für ein Besucherbergwerk.
Das Besucherbergwerk Frisch Glück wurde am 30. März 1985 für den öffentlichen Publikumsverkehr zugelassen und eröffnet. An vielen Orten standen und stehen heute noch herrliche Erze an, welche bei den Führungen bewundert werden können.

Bergbaurevier Pforzheim-Neuenbürg

Das Bergbaurevier besteht aus über 70 Baryt-Siderit-Gängen, von denen nur fünf auch Fluorit führen. Meist zeigen sie nur eine unspektakuläre Füllung von Baryt und Goethit, der aus der Zersetzung von Siderit hervorging. Auch sekundäre Manganminerale entstanden bei der Zersetzung des Siderits.

Nur auf drei der Gänge kam Fluorit auch in sammlungswürdigen Stufen vor – alle im Bereich von Grunbach. Die Grube Rittberg war bis in die 50er Jahre in Betrieb, hier gab es graugrünen Fluorit bis zu einer KL von 3 cm. Die schönsten Fluorit-Exemplare stammen von den Gruben im Heiligenwald nordwestlich von Grunbach. Dor gab es (neben den keltischen Erzabbauen) im Mittelalter und in der frühen Neuzeit Bergwerksaktivitäten, diese wurden im vergangenen Jahrhundert unter dem Namen „Mausstollen“ wieder aufgewältigt. Die schönsten Stufen stammen jedoch von der Halde, die jedoch leider nicht farbstabil sind. Innerhalb webiger Tage am Sonnenlicht verlieren sie ihre blaue bis blaugrüne Färbung und werden grau.
Möglicherweise besteht zwischen der hier anstehenden Flussspatmineralisation und der Flussspatgrube Käfersteige/Würm ein geologischer Zusammenhang.

Die bekanntesten Stufen aus dem Revier sind jedoch die braunen Glasköpfe – vor allem aus den Gruben am vorderen Hummelrain, von der Weinsteige und vom Happei. In diesem Bereich liegt auch das oben erwähnte Besucherbergwerk „Frischglück“.

Grubenfelder

Neuenbürg
- Waldrennach
>> Grube Christian am Schnaizteich
>> Grube Frischglück

Engelsbrand
- Grunbach
>> Grube Grunbach
>> Grube Reutebachklinge
- Heiligenwaldgänge

Bestandsliste Neuenbürg

Azurit, Baryt, Chalkopyrit, Covellin, Ferrihollandit, Fluorit, Goethit, Gorceixit, Hämatit, Hollandit, Kobaltocalcit (Var.: Calcit), Lepidokrokit, 'Limonit', Malachit, 'Manganoxid', 'Psilomelan', Pyrolusit, Quarz, Rhodochrosit, 'Schwarzer Glaskopf', Siderit, 'Wad'

Bestandslisten Grunbach

Bestandsliste Grube Grunbach (=? Rittberg)
Baryt, Fluorit

Bestandsliste Reutebachklinge
Baryt, Fluorit, Goethit, 'Limonit', Malachit, Pyrolusit, Siderit

Bestandsliste Heiligenwaldgänge
Baryt, Fluorit, Goethit, Gorceixit, 'Limonit', Siderit